Wohnen mit Hightech: Modellhaus zu besichtigen
Wer sich für High-Tech-Anwendungen im Büro und im Haus interessiert, kann sich das Multimedia-Modellhaus "Living Tomorrow 2" in der Nähe von Brüssel ansehen.
Wer im Urlaub das Atomium in Brüssel bestaunen will und sich darüber hinaus für High-Tech-Anwendungen in Büro und Wohnhaus interessiert, kann sich von heute an im Vilvoorde in der Nähe der belgischen Hauptstadt umsehen. Dort steht das Multimedia-Modellhaus "Living Tomorrow 2", ein Gemeinschaftsprojekt von 96 Unternehmen – darunter Microsoft, Philips, Xerox, das Media Lab des MIT und Netzwerkspezialist 3Com.
Dem belgischen Wohnentwurf zufolge wird der Mensch der Zukunft seine Kinder per Webcam beaufsichtigen und seinem Kitchen-Computer die Einkaufsliste diktieren. Schon während der Bestellung informiert der Küchenrechner den User über das Müllaufkommen, das mit dem gewünschten Produkt ins Haus kommt, und macht Vorschläge, wie der zu erwartende Abfall optimal getrennt werden kann. Anders als in vergleichbaren Zukunftsentwürfen spielt in Belgien der intelligente Kühlschrank keine Rolle. Er habe sich aufgrund des aufwändigen Barcode-Systems nicht bewährt, meint Projektgründer Peter Bongers gegenüber c't. Im "Living Tomorrow" wird die Ware am Küchen-Rechner bestellt und dann vom örtlichen Anbieter in eine Briefkasten-ähnliche, kühlschrankgroße Box in der Küchenwand eingeworfen.
Nicht nur der Küchenrechner, sondern auch die allgegenwärtigen TV-Leinwände, die Alarmanlage, die Klimaanlage, der Whirlpool und das künstliche Herdfeuer lassen sich per Sprachbefehl in Gang setzen. Für den Fall, dass die Stimme versagt, befindet sich in jedem Raum zusätzlich ein Touch-Screen-System zur Nachkontrolle.
Im Prototyp des "Office of the Future" präsentiert Xerox aufwändige 3-D-Bildbearbeitungs-Anwendungen, darunter einen "Virtual 3-D-Scanner-Desk", auf dem physische Objekte per Drag&Drop zu virtuellen werden. Bei der weltweiten Kommunikation per Fax sollen Kopierer mit integriertem Übersetzungsprogramm weiterhelfen, während die Arbeitssuche in Zukunft mit einem mulitmedialen Bewerbungsberater optimiert werden soll, den die Zeitarbeitsfirma Randstad entwickelt hat. Ausgefeilte Videokonferenzschaltungen und multimediale Archivsysteme runden die Vision vom Zukunftsbüro ab. Für die Sicherheit sorgt ein biometrisches Gesichtserkennungsverfahren.
Insgesamt sei die Anlage etwa 24 Millionen Mark wert, gab Projektleiter Bongers an. Die Zahl 2 hinter dem Namen zeigt an, dass Living Tomorrow sich ständig in der Entwicklung befindet, erklärte er. 1991 im Beisein von Bill Gates gegründet, brachte "Living Tomorrow" bisher alle fünf Jahre eine neues Wohnmodell heraus – von der ersten Version über "Living Tomorrow 1" bis zur jetzt vorgestellten Variante. Alles, was sich in dieser Zeit als fragwürdig erwiesen hat, muss bei der nächsten Version außen vor bleiben. Doch nicht nur die technische Entwicklung mache alle fünf Jahre ein "neues Haus" notwendig. Auch die Ansprüche der User seien schnelllebig. "Zuerst verändern wir mittels neuer Technik die Wohnformen, und dann verändern die Wohnformen uns. Deshalb muss das Haus auch immer mehr können", meinte Bongers. (mbb)