Top Level Domain .hiv: die Rote Schleife im Internet

Die gemeinnützige Internet-Endung .hiv will den globalen Kampf gegen Aids unterstützen. Die "digitale rote Schleife" mit Sitz in Berlin wird nun für die Allgemeinheit freigeschaltet.

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Von
  • Stefan Mey

Mit der Top-Level-Domain (TLD) .hiv sollen Gelder für HIV-Projekte gesammelt und das Thema so auf neue Weise in das Bewusstsein möglichst vieler Menschen gebracht werden. Damit sei die TLD eine Art Rote Schleife im Netz, meint die Projekt-Leiterin Carolin Silbernagl. Sie wird im Laufe des heutigen Dienstag freigeschaltet.

Zielgruppe der gemeinnützigen TLD .hiv sind unter anderem HIV-Hilfs-Organisationen, Aids-Aktivisten, Pharmafirmen, spezialisierte Kliniken und Ärzte

(Bild: click4life.hiv)

Mit einer kleinen roten Schleife als Anstecker wird traditionell Solidarität mit Menschen gezeigt, die den Virus in sich tragen oder bei denen als Folge Aids mit seinen diversen Krankheitsbildern ausgebrochen ist.

Die Zielgruppe der gemeinnützigen TLD .hiv sind zum einen HIV-Hilfs-Organisationen, Aids-Aktivisten, Pharmafirmen, spezialisierte Kliniken und Ärzte. Zum anderen sind es Firmen, die den Kampf gegen Aids öffentlich unterstützen wollen.

Carolin Silbernagl

Betreiber der TLD ist der gemeinnützige Berliner Verein dotHIV. Das operative Geschäft wird von der TLD dotHIV Registry GmbH geführt, deren CEO Silbernagl ist. Die GmbH führt die Einnahmen an den Verein ab. Verein und GmbH haben sich gegenüber der Internet-Verwaltung ICANN verpflichtet, alle Überschüsse sozialen Zwecken zukommen zu lassen.

Die Endpreise für Nutzer liegen, je nach Registrar, zwischen 15 und 20 Euro pro Monat, und sind damit vergleichsweise hoch. Jährlich 125 Euro pro Domain reichen die Registrare an .hiv weiter. Mit einem kleinen Teil des Geldes wird der technische Betrieb finanziert und Kredite zurückgezahlt, die für die Bewerbung und die Vorbereitung der TLD aufgenommen wurden. Mindestens 90 Euro pro Domain kommen in einen Spendentopf, aus dem konkrete Projekte finanziert werden. Als erstes soll ein Hilfs-Projekt in Ruanda unterstützt werden.

(Bild: Schleife: Gary van der Merwe, CC BY-SA 3.0 )

Das Geld wird in Form von Mikrospenden freigegeben, wenn Menschen Seiten unter .hiv aufrufen. Auf die neuen Adressen können eigene Inhalte gestellt werden, sie können aber auch nur als alternative Zugangstür zum eigentlichen Webangebot unter .de oder .com dienen. Als Beispielprojekt hat sich bereits der Discounter Plus unter plus.hiv beteiligt.

Wer eine Webseite unter der Endung .hiv aufruft, wird vom Browser auf die Zielseite weitergeleitet. Ein zwischengeschalteter Click-Counter zählt die Seitenaufrufe. Nach der derzeitigen Planung werden pro Klick 0,1 Cent aus dem Spendentopf ausgeschüttet. Die Ausschüttung von Geld und die Schaffung von Aufmerksamkeit sollen durch dieses Konzept Hand in Hand gehen.

Ob genügend Geld zusammenkommt, um HIV-Projekte tatsächlich unterstützen zu können? Carolin Silbernagl ist optimistisch und rechnet vor: "Wir bräuchten etwa 11.000 pro Jahr registrierte Domains, um eine Spendensumme von einer Million Euro zu erreichen. Das ist machbar."

Die Deutsche Aidshilfe arbeitet seit Jahren daran, Bewusstsein für das Thema HIV zu schaffen und Gelder zu sammeln. Seine Organisation hat die Betreiber von .hiv in inhaltlichen Fragen beraten, erzählt Holger Wicht, Pressesprecher der Aidshilfe. Er wünscht der gemeinnützigen Top-Level-Domain gutes Gelingen: "Die Idee einer roten Schleife fürs digitale Zeitalter finden wir sehr clever. Schon der Launch des Projekts erzeugt öffentliche Aufmerksamkeit. Wie nachhaltig dotHIV wirkt, hängt davon ab, wie viele Firmen, Organisationen und Menschen mitmachen. Wir wünschen dem Projekt darum viel Erfolg!" (anw)