Scheuerle: 20 Millionen Surfer bis Ende 2000
Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post rechnet in ihrem Jahresbericht mit einer deutlich steigenden Zahl privater Internet-Nutzer.
Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) rechnet im laufenden Jahr mit einer Zunahme des Wettbewerbs und einer deutlich steigenden Zahl privater Internetnutzer. Inzwischen konkurrierten alleine im Bereich Sprachtelefondienste über 100 Anbieter, so der Präsident der Regulierungsbehörde Klaus-Dieter Scheurle in seinem heute vorgelegten Jahresbericht.
Die neuen Anbieter erreichen im Festnetzbereich mit ihren insgesamt etwa 130 Millionen Minuten einen Marktanteil von rund 20 Prozent an den durchschnittlich 650 Millionen Gesprächsminuten, die Ende 1999 täglich geführt wurden. Rechnet man Auslandsgespräche und Gespräche vom Festnetz in Mobilfunknetze hinzu, so haben die neuen Wettbewerber sogar einen Marktanteil von über 40 Prozent (Stand Juni 1999 : 35 Prozent).
Die Call-by-Call Preise haben sich auf dem jetzigen Niveau stabilisiert. Seit 1998 sind inländische Ferngespräche um bis zu 85 Prozent, Auslandsgespräche sogar um bis zu 93 Prozent billiger geworden. Die Preise für Gespräche in Mobilfunknetzen sanken hingegen nur um gut 20 Prozent. Der Wettbewerb in den Ortsnetzen beschränkt sich weiter fast ausschließlich auf die Großstädte. Immerhin bieten dort etwa 40 Lizenznehmer einen Direktanschluss zum Kunden an. Sie finden in gut der Hälfte der deutschen Großstädte auf eine Alternative zur Deutschen Telekom.
Eine weitere Stärkung des Wettbewerbs, so Scheurle, bedeute die Entscheidung der RegTP vom 23.12.1999, die Interconnection-Tarife um 24,4 Prozent zu senken. Die Nebenzeit dieser Tarife ist deutlich ausgeweitet worden. Während diese vorher werktags wie an Wochenenden von 21 bis 9 Uhr galten, beginnen sie jetzt schon um 18 Uhr und gelten am Wochenende sogar durchgehend. Von dieser Verschiebung erhofft sich die RegTP günstigere Angebote am Abend und am Wochenende vor allem für die private Nutzung des Internet. Zurzeit kostet eine Online-Stunde inklusive Telefongebühren in Deutschland unter drei Mark.
Die Zahl der Internet-Nutzer in Deutschland ist zum Jahreswechsel auf schätzungsweise 12 Millionen gestiegen. Bis Ende 2000 erwartet die RegTP aufgrund des bisherigen Wachstums bis zu 20 Millionen Nutzer, die Europäische Kommission rechnet für 2001 sogar mit 32 Millionen.
Der Gesamtumsatz im Telekommunikationsmarkt lag 1999 deutlich über 90 Milliarden Mark, was einem Wachstum von über sieben Prozent entspricht. Der Mobiltelefondienst mit inzwischen 23,2 Millionen Teilnehmern hat dazu entscheidend beigetragen. Hier lag die Zuwachsrate bei rund 70 Prozent. In diesem Bereich entstehen auch die meisten neuen Arbeitsplätze: Während im gesamten Telekommunikationsmarkt die Zahl der Beschäftigten von Ende 1998 bis Ende 1999 "nur" um 1,5 Prozent auf über 223.000 stieg, rechnet die RegTP alleine im Bereich Mobilfunk bis Ende 2000 mit 30.000 Arbeitsplätzen, was einem Jahreszuwachs von über 15 Prozent entspräche. Der vollständige Jahresbericht steht auf der Webseite der Regulierungsbehörde bereit. (Helge Cramer) (je)