WebWasher.com schwingt Urheberrechtskeule
Die Siemens-Tochter wirft dem Anbieter des Internet Watcher 2000 vor, sein Produkt sei ein Plagiat des WebWasher.
Die WebWasher.com AG hat durch ihre Anwälte die Bernard D&G GbR, Anbieterin des Programms Internet Watcher 2000, wegen Verletzung des Urheberrechts abgemahnt. Die erst kürzlich aus dem Mutterkonzern ausgelagerte Siemens-Tochter, die den Web-Werbefilter WebWasher vermarktet, verlangt, dass der Internet Watcher nicht weiter vertrieben wird.
Der Internet Watcher stelle ein Plagiat des WebWasher dar, das dieselbe Funktion wahrnehme, führen die Anwälte aus. Es stimme in wesentlichen Merkmalen mit dem Werbefilterprodukt der Siemens-Tochter überein und sei "zum Teil sogar identisch". Als Indizien dafür werden ausschließlich äußerliche Merkmale genannt, etwa die bei der Statistikfunktion berücksichtigten Kategorien, der Text des beiliegenden Lizenzvertrags und das oben rechts im Konfigurationsbildschirm angebrachte "Kaufen/Registrieren"-Schaltfeld.
Daniel Bernard, Kopf des "Internet Watcher 2000"-Entwicklerteams, widerspricht den Vorwürfen. Die Ähnlichkeit der beiden Produkte sei nur vordergründig und zufällig. Die Arbeiten an Bernards Programm hätten bereits vor der Entwicklung des WebWasher begonnen. Während das Produkt der Siemens-Tochter nur rund 10.000 Codezeilen umfasse, trete der Internet Watcher mit dem Fünffachen an. Ein Grund dafür liege darin, dass der Internet Watcher sich nicht auf das Ausblenden von Werbung beschränke. Seine Hauptaufgabe bestehe in der Filterung von Web-Inhalten etwa zu Jugendschutzzwecken oder im betrieblichen Bereich. Zu diesem Zweck vergleiche das Programm nicht nur URLs mit einer entsprechenden schwarzen Liste, sondern analysiere zusätzlich auch die Textinhalte von HTML-Dokumenten. So könne es verhindern, dass Seiten mit vorzugebenden Stichwörtern, etwa "Porn" oder "Warez", im Browser erscheinen. Unterschiedlich sind auch die Vermarktungsstrategien für die beiden Produkte: Während Privatleute und Schulen den WebWasher kostenlos nutzen dürfen, schlägt der Kauf des Internet Watcher in jedem Fall mit 49 US-Dollar zu Buche.
Bernards Programm wurde Ende Oktober 1999 auf der Stuttgarter "Future World"-Messe vorgestellt. Bereits drei Tage nach Abschluss der Messe lag die Abmahnung der WebWasher-Anwälte vor. Bernard will keine Unterlassungserklärung abgeben, sondern sein Produkt weiterhin anbieten und es auf eine Auseinandersetzung ankommen lassen. (psz)