Mannesmann: Eigentor von Vodafone
Mannesmann bezeichnet das angekĂĽndigte Joint-Venture von Vodafone und Vivendi als Eigentor.
Die Mannesmann AG sieht in der Ankündigung von Vodafone AirTouch, zusammen mit dem französischen Konzern Vivendi ein Internetunternehmen gründen zu wollen, ein "Eigentor". Wie ein Sprecher des Düsseldorfer Konzerns gegenüber c't erklärte, sei ein solches Joint-Venture für die Aktionäre mit einer Vielzahl von Unklarheiten und Risiken verbunden. Es erhöhe die Attraktivität des Angebots von Vodafone nur auf den ersten Blick.
Bislang seien über die Zusammenarbeit mit Vivendi nur vage Absichtserklärungen bekannt, die den "Schlingerkurs" von Vodafone bestätigten. Die neue Wendung bringe aber für Anleger keine positiven Aussichten mit sich: Die Umsetzung der Kooperationsvereinbarung erfordert eine Ausgliederung von etwa 40% eines gemeinsamen Konzerns Mannesmann-Vodafone, rechnete der Mannesmann-Sprecher vor. Neben dem Telekommunikationsunternehmen Orange, das aus kartellrechtlichen Gründen abgespalten werden müsse, sei die Trennung von der Mehrheit an Mannesmanns Festnetzaktivitäten und der Hälfte der Mannesmannbeteiligung an der französischen Cegetel vorgesehen. In Düsseldorf sieht man sich dadurch in der Ansicht bestätigt, dass der Aktientausch für die Anleger mit einem deutlichen Verlust an Wertpotenzial verbunden ist.
Zeitungsberichten zufolge hat Mannesmann-Chef Klaus Esser jetzt wieder die Bestrebungen verstärkt, eine einvernehmliche Zusammenarbeit mit seinem britischen Konkurrenten Chris Gent, Chef von Vodafone, zu erreichen. Offensichtlich nimmt man in Düsseldorf die Allianz von Vodafone und Vivendi nicht auf die leichte Schulter. Immerhin kann Gent jetzt auf ein Internetprojekt verweisen, das zwar noch recht vage ist, aber realisierbar erscheint: Ein detaillierter Vertrag soll bis zum 30. Juni ausgehandelt sein.
Immer mehr zeichnet sich ab, dass sich Vivendi als lachender Dritter in der Auseinandersetzung Mannesmann-Vodafone herausstellen könnte. Gehen die Aktionäre auf Vodafones Tauschangebot ein, kann der französische Multi, der 1999 einen Umsatz von 80 Milliarden Mark erwirtschaftete, im Rahmen des mit Vodafone vereinbarten Joint-Ventures die Hälfte der Mannesmannanteile an Cegetel erwerben und damit die Kontrolle über dieses Telekommunikationsunternehmen erlangen. Quasi nebenbei könnte Vivendi noch ein zweites Problem lösen, das seinen Chef Jean-Marie Messier schon seit einiger Zeit beschäftigt: Bislang war der Konzern sehr stark auf den französischen Markt ausgerichtet. Durch die Zusammenarbeit mit Mannesmann-Vodafone wäre über die multinationalen Beteiligungen beider Konzerne der direkte Zugang zum internationalen Markt eröffnet. (chr)