Leipziger Richter nahm Microsoft beim Wort
Die drei Software-Fälscher, die von Microsoft auf über 10 Millionen Mark verklagt worden waren, kommen mit einem blauen Auge davon.
Die drei Software-Fälscher, die von Microsoft auf über 10 Millionen Mark Schadensersatz verklagt worden waren, kommen mit einem blauen Auge davon. Bei dem heutigen Prozess vor dem Leipziger Landgericht handelten die Anwälte einen Vergleich aus, wonach das Unternehmen in den kommenden vier Jahren insgesamt 100.000 DM in Raten erhalten wird.
Der vorsitzende Richter der 5. Zivilkammer Gerulf Mende zitierte Microsoft-Sprecherin Martina Wiemer bezüglich der Vergleichsbereitschaft des Hauses direkt aus der Leipziger Volkszeitung und drängte so die Microsoft-Anwältin Dr. Katharina Scheja, auf einen realistischen Kompromiss einzugehen. Der muss allerdings noch von der Firmenzentrale in Redmond abgesegnet werden.
AuĂźergerichtlich konnte man sich nicht einigen, weil der Anwalt der Beklagten Youssef Moussa ("Wir spielen auf Sieg!") wohl eine Spur zu trickreich vorzugehen versucht hatte. Ein Schreiben des Advokaten, in welchem er Microsoft unter Drohung mit einer Pressekampagne Ă la "David gegen Goliath" zur Vernunft hatte bringen wollen, landete umgehend auf dem Tisch des Richters. So war die Hartleibigkeit des Branchenriesen nicht zu brechen.
Am Ende ist sein Konzept aber wohl doch noch aufgegangen, denn die nun anstehende Zahlung trifft seine noch relativ jungen Mandanten zwar hart, verschafft ihnen jedoch die Aussicht, die Sache in einer absehbaren Zeit ausgestanden haben zu können. Wenn sie ihre Raten pünktlich zahlen, wird Microsoft im Gegenzug auf die Forderung von 10,53 Millionen verzichten.
Mit dieser Summe hätte der Marktführer durchaus Erfolg haben können, angesichts der Zahl der gefertigten Raubkopien (ca. 200.000) und des heutigen Dollarkurses. Der lag zwar gerade mal bei ca. 1,35 DM, als die Fälscher zu Werke gingen, ist aber mittlerweile auf ca. 1,88 DM gestiegen. Dieses Kursrisiko tragen in diesem Falle die Schadensstifter.
Die mĂĽssen obendrein auch noch die Prozesskosten von insgesamt ca. 200.000 DM blechen. So richtig gelohnt hat sich der Prozess eigentlich nur fĂĽr die Juristen. (Tim Gerber) (cp)