Reaktion auf Scala-Roadmap: Aufruf für einen Fork des Compilers

Kürzlich hatten die Scala-Entwickler einen Einblick in die Weiterentwicklung der Programmiersprache gegeben. Allerdings geht diese manchem Entwickler nicht schnell genug. Deswegen wird derzeit ein Fork erwogen.

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Von
  • Alexander Neumann

Die funktionale und objektorientierte Paradigmen unterstützende Sprache Scala ist mittlerweile zehn Jahre alt und wurde als auf der Java Virtual Machine (JVM) laufende Alternative zu Java ins Spiel gebracht. Sie kann mittlerweile einige Erfolge aufweisen, die für .NET vorgesehene Entwicklung von Scala wurde jedoch eingestellt. Allerdings ist man bei der früher kritisierten Tool-Integration weitergekommen, die Plug-ins für die Entwicklungsumgebungen IntelliJ IDEA und Eclipse haben mittlerweile ausreichende Qualität.

Seit etwas mehr als drei Jahren kümmert sich die Firma Typesafe um die Geschicke von Scala, die von Scala-Erfinder Martin Odersky mitgegründet wurde. Deren Entwickler hatten diesen Sommer die Roadmap für die nächsten Sprachversionen definiert. Geht es allerdings nach Miles Sabin, Mitgründer eines letzten Jahres auf einer Konferenz initiierten losen Zusammenschlusses verschiedener Scala-Entwickler, dann sind die in den nächsten Jahren zu erwartenden Änderungen unbefriedigend. Deswegen will Sabin einen Fork des Scala-Compilers starten.

Das derzeit aktuelle Scala 2.11.x ist im April dieses Jahres erschienen. Bei der mittlerweile entwickelten Version 2.12 steht die Kompatibilität mit Java 8 samt Features wie Lambda-Ausdrücken und Streams auf dem Fahrplan. Doch ist mit dem fertigen Scala 2.12 wohl erst Anfang 2016 zu rechnen.

Beim darauf folgenden Release (Codename "Aida") sind dann eine vereinfachte Collections-Bibliothek mit sogenannten "lazy" und parallelen Collections, eine Abstraktion für Validierungen, neue Reflections und Makroprogrammierung sowie eine bessere Compiler-Performance vorgesehen. Auf "Aida" folgt "Don Giovanni" mit Usability, Einfachheit und Stabilität angehenden Verbesserungen. Die Scala-Entwickler treten hiermit Kritikern entgegen, die Scala als schwierig zu erlernen erachten.

Sabin hat nun die Scala-Community dazu aufgerufen, an einem Fork des Scala-Compilers zu arbeiten, da die zu erwartenden Änderungen viele Entwickler nicht zufrieden stellen würden. Insbesondere Fans der funktionalen Programmierung kämen zu kurz. Der Typelevel-Mitgründer wünscht sich einen von einer unabhängigen Foundation geführten Compiler, der Merge-kompatibel mit dem Typesafe-Compiler sein solle. Das bedeutet, dass sich Entwicklungen im Fork jederzeit auch in den offiziellen Compiler überführen ließen. Sabin geht es also explizit nicht um eine Spaltung der Scala-Community.

Der Vorstoß hat schnell für einigen Zuspruch gesorgt, selbst Odersky hat den Plan im Sinne der Open-Source-Philosophie von Scala begrüßt. Er weist zugleich aber darauf hin, dass sich Typesafe der schwierigen Aufgabe bewusst sei, eine breit aufgestellte Community bedienen zu wollen, die entweder neue aufregende neue Features wünsche und oder aber den Wert auf zugesicherte Stabilität lege. Typesafe ist anscheinend offen dafür, eventuelle Neuerungen des Forks in den eigenen Compiler aufzunehmen. Zu der Fragen, ob man aber selbst an dem Fork mitarbeiten werde, äußerte sich der Scala-Erfinder nicht. (ane)