Obama ernennt Google-Managerin zur Technikchefin

Megan Smith, die bei Google die Entwicklung neuer Geschäftsfelder und das Forschungslabor X leitete, wird Chief Technology Officer im Weißen Haus. Sie soll die Netzpolitik Obamas schärfen, doch Datenschützer sind besorgt.

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US-Präsident Barack Obama hat am Donnerstag angekündigt, dass die Google-Managerin Megan Smith Technische Direktorin im Weißen Haus werden soll. Die 49-Jährige soll die digitale Agenda der US-Regierung weiterentwickeln und dafür sorgen, dass insbesondere die US-Wirtschaft die Chancen der Informationstechnik noch stärker wahrnimmt.

Megan Smith

(Bild: Google)

Smith habe in ihrer bisherigen Karriere in vielen Bereichen aktuellste Techniken und Innovationsinitiativen aus der Konzeptstufe heraus in praktische Anwendungen umgesetzt und "talentierte Teams" geleitet, erklärte Obama.

Die designierte Technikchefin stand zuletzt dem datenhungrigen Google-Forschungslabor X vor, wo sie unter anderem das Community-Projekt "SolveForX" mit ins Leben rief und sich dafür einsetze, dass Google mehr Frauen in technischen Berufen beschäftigt. Davor war sie neun Jahre lang bei Google dafür verantwortlich, neue Geschäftsfelder zu entwickeln. Unter ihrer Ägide wurden die Plattformen Google Earth, Maps und der Bilderdienst Picasa ausgebaut. Davor war Smith Chefin des schwul-lesbischen Online-Portals PlanetOut. Ihre akademischen Meriten verdiente sie am renommierten MIT.

Den CTO-Posten schuf Obama 2009 am ersten Tag der Aufnahme seiner Amtsgeschäfte. Smith folgt auf Todd Park, der sich unter anderem um ein Gesundheitsportal kümmerte, wieder zurück in die Internetwirtschaft im Silicon Valley wechselt, dem Weißen Haus aber weiter als Berater in Technikfragen zur Verfügung stehen soll. Erster "oberster Geek" im Weißen Haus war Aneesh Chopra, der Anfang 2012 sein Amt niederlegte.

Als Smiths Assistent ist Alexander Macgillivray vorgesehen. Er kommt von Twitter, wo er für Rechtsfragen und Lobbying verantwortlich war. Er soll sich gemeinsam mit Smith konkret um die Netzpolitik, Copyright- und Patentfragen sowie die Schnittstellen "zwischen Big Data, IT und Datenschutz" kümmern. Macgillivray arbeitete vor seiner Zeit bei dem sozialen Netzwerk ebenfalls bei Google.

Bürgerrechtler sehen die Nominierungen mit gemischten Gefühlen. Google habe bislang kein ernsthaftes Interesse an Transparenz, Überprüfbarkeit oder dem Sichern der Privatsphäre der Nutzer im Web gezeigt, erklärte Jeffrey Chester vom Center for Digital Democracy gegenüber der Washington Post. Smith müsse sich von den Datensammelpraktiken ihres alten Arbeitgebers distanzieren. Bei der Electronic Frontier Foundation (EFF) hieß es, dass sich Macgillivray einen Namen im Kampf gegen Internetzensur gemacht habe. Der Harvard-Rechtsprofessor und Netzaktivist Lawrence Lessig begrüßte die Ernennungen als "wundervolle Nachricht". (anw)