"Schatzkammer der Geheimnisse": Persische Miniaturhandschriften digitalisiert

Die Berliner Staatsbibliothek präsentiert ihre Datenbank Orient Digital, in der rund 8000 Bilder aus 310 islamischen Handschriften frei verfügbar sind.

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Von
  • Ulrike Heitmüller

Die Berliner Staatsbibliothek hat etwa 8.000 prächtige Bilder aus 310 islamischen Handschriften digitalisiert und erschließt sie in einer Datenbank. Vom 22. bis zum 25. September stellt sie der Öffentlichkeit 25 besondere Stücke sowie die Datenbank Orient Digital mit der Ausstellung "Schatzkammer der Geheimnisse" und Führungen vor Ort vor.

Die Staatsbibliothek beherbergt mit etwa 17.000 Handschriften in arabischer, persischer und türkischer Sprache die größte derartige Sammlung in Deutschland. Darunter sind die 310 Handschriften, die mit den etwa 8.000 Miniaturen illustriert sind. Sie stammen aus unterschiedlichen Epochen und Stilen der östlichen islamischen Welt des 14. bis 19. Jahrhunderts. Diese 310 Handschriften sind inzwischen bis auf die Ebene der Miniaturen vollständig in der Datenbank der orientalischen Handschriften Orient-Digital in der digitalen Bibliothek der Staatsbibliothek erschlossen.

Persische Miniaturhandschriften digitalisiert (5 Bilder)

Diez-Album, Iran, 1. Hälfte 14. Jh. Gepanzerte Krieger jagen mongolische Gegner. (Bild: Staatsbibliothek zu Berlin / Orientabteilung)

Orient-Digital wurde in den Jahren 2006 bis 2008 im Rechenzentrum der Universität Leipzig in einem von der DFG geförderten Pilotprojekt entwickelt. Aufgebaut wurde sie dann von der Orientabteilung der Staatsbibliothek in Kooperation mit dem Rechenzentrum. Die technische Betreuung liegt bis auf Weiteres in Leipzig. Derzeit weist die Datenbank alle seit dem Jahr 2010 erworbenen sowie alle in der Digitalen Bibliothek verfügbaren Handschriften nach. Es werden immer mehr; langfristig sollen es der gesamte Bestand an orientalischen Handschriften werden.

Zur Erschließung der 310 Handschriften gehören eine genaue Beschreibung sowie Informationen zur Islam- ebenso wie zur Kunstwissenschaft. Damit ist diese Sammlung eine der besterschlossenen der Welt. Für die Miniaturen wurde das Extra-Modul Buch-Kunst entwickelt, so dass sie einerseits einzeln erfasst und beschrieben wurden, andererseits kann man sie einzeln suchen und hat über die
Datenbank einen direkten Zugang. Mit der Erschließung soll einerseits natürlich der Zugang zu den Handschriften und die Arbeit mit ihnen erleichtert werden, andererseits werden die Werke selber geschont.

Zwar bewahrt die Staatsbibliothek ihre so genannten Sondersammlungen sorgfältig auf, in Tresormagazinen bei 50 Prozent relativer Luftfeuchte und konstant 18 Grad Celsius. Dennoch waren etwa die Hälfte der 310 Miniaturhandschriften beschädigt, aufgrund von Alterungsprozessen des Materials, weil sie im Krieg um- und ausgelagert wurden, oder auch wegen der Unsitte, sie in westeuropäische Einbände mit festerem Rücken einzubinden.

Im Zuge der Digitalisierung wurden sie auch in der Restaurierungswerkstatt der Staatsbibliothek bearbeitet. So richtig funktioniert das aber bloß bei mechanischen Schäden wie Rissen oder "falschen" Einbänden. Schwieriger ist es bei Kupferfraß, wenn kupferhaltige grüne Farbe das Papier beschädigt. Dies kann man heutzutage noch nicht reparieren, sondern nur die Blätter durch beschichtetes Japanpapier stabilisieren und dadurch die weitere Ausbreitung des Kupferfraß hemmen.

Im Islamischen Raum gilt das Wort als Träger der Offenbarung im Koran, und daher war die Buchkunst eine besonders hoch angesehene Kunst. Dazu gehörten auch Kalligraphie und die Ausschmückung mit Verzierungen und Miniaturen. Insgesamt umfasst die Sammlung der Orientabteilung der Staatsbibliothek etwa 43.000 Bände – Handschriften und Blockdrucke – in über 140 Sprachen und 70 Schriften aus Asien, Afrika und Europa. (axk)