Bundesregierung zufrieden mit Internet-Verwaltung
Auf einem Treffen in Leipzig wird seit Donnerstag der Reformprozess rund um das Management der Domain Names diskutiert.
Seit Donnerstag wird über den Reformprozess rund um das Management der Domain Names in Deutschland diskutiert. Das NETCOM Institut Leipzig und das DENIC, die Vergabestelle für .de-Domains, haben für zwei Tage die deutsche Szene rund um die neuen Domain-Verwalter der ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) nach Leipzig geladen. Nicht zuletzt mit Blick auf die globale Online-Wahl der Domain-Wächter sollten die Aktivitäten, die die ICANN entfaltet hat, näher beleuchtet werden (siehe auch den Bericht in c't 7/2000, S. 36). Rob Blokzijl, ICANN-Direktor für die europäische Internet-Registratur RIPE, und Andrew McLaughlin vom ICANN-Büro in Kalifornien stellten das Mandat der Organisation als Sachwalterin des Domain Name Systems (DNS) vor.
Wie bei den letzten Treffen der ICANN selbst stand die Frage, wie politisch dieses Mandat ist und welche zusätzlichen Aufgaben der ICANN durch die demokratischen Legitimation per Online-Wahl zufallen, weitaus stärker im Mittelpunkt als die technischen Aufgaben der Organisation. Man habe aber inzwischen einen festen Zeitplan für die Übernahme des Root-Servers, erklärte McLaughlin.
Siegmar Mosdorf, Staatsekretär im Wirtschaftsministerium, hob die Besonderheit der ICANN-Konstruktion vor: "Zum ersten Mal liegt die Verantwortung für eine wichtige Zukunftsinfrastruktur primär in den Händen einer privaten Organisation." Die Bundesregierung betrachte den ICANN-Prozess als ein interessantes demokratisches Experiment. Wann die Bundesregierung dieses Experiment als gescheitert ansehen würde, dazu sagte Mosdorf nichts. Mehr europäische und deutsche Beteiligung wünsche er sich allerdings durchaus. Zu der innerhalb der ICANN heftig diskutierten Frage nach der Einflussnahme der Regierungen auf die Verwaltung der Länder-Domains erklärte Mosdorf, in Deutschland sehe man hier zwar keinen Handlungsbedarf – aber die Spielregeln für die Delegationen dieser Aufgabe müssten geklärt werden.
Genau auf diesen Punkt besteht auch die amerikanische Regierung als Voraussetzung dafür, die ICANN endlich in die "Unabhängigkeit" zu entlassen. Bislang hat das US-amerikanische Department of Commerce als "dormant authority" das letzte Wort über Entscheidungen über das DNS. Im September aber laufen die Übergangsverträge zwischen ICANN und dem amerikanischen Handelsministerium aus. (Monika Ermert)
Mehr ĂĽber die Online-Wahlen fĂĽr die ICANN in Telepolis: ICANN plant erste weltweite allgemeine Wahlen fĂĽr Internetnutzer und Die Zukunft der Demokratie (jk)