Stephen Kings E-Book sorgt fĂĽr Wirbel
Mit Kings neuester Erzählung sollte der E-Book-Handel angekurbelt werden - doch es dauerte nicht lange, bis unverschlüsselte Versionen im Web kursierten.
Adobe setzte am 14. März mit viel Presserummel Stephen Kings neueste Erzählung "Riding the Bullet" in Szene – war es doch das erste E-Book eines Literatursuperstars, das nur als Datei und nicht als Papierversion in den Handel kam. Doch nur wenige Tage später war der Katzenjammer groß, als das Werk unverschlüsselt im Web auftauchte.
Stephen Kings Verlag Simon & Schuster lieĂź von den beiden Firmen Glassbook und SoftLock.com E-Commerce-Vertriebssysteme auf die Beine stellen, mit dem das E-Book im PDF-Format fĂĽr ein paar Dollar verkauft wird. Wer sich bei Glassbook das E-Book holt, muss auch gleich deren Reader laden, um das Werk zu lesen. Die noch unbekannten Hacker konnten die fĂĽr diesen Reader verschlĂĽsselte Version knacken und das E-Book als PDF- und Textdatei verbreiten. Damit misslang der Versuch grĂĽndlich, mit Hilfe des Starautoren Stephen King der Verlagsbranche zu zeigen, dass an E-Books in Zukunft kein Weg mehr vorbei fĂĽhrt und dass es bereits ein sicheres Vertriebssystem gibt. Vieles spricht dafĂĽr, dass es sich hier um einen Schnellschuss handelt, der die trifft, die ihn abgefeuert haben.
Zunächst wurde gar nicht ernsthaft versucht, mit dem E-Book Geld zu verdienen. Sowohl bei Glassbook als auch bei Amazon durfte man sich das Werk kostenlos zusammen mit dem Reader auf die Festplatte laden. Da Adobe mit ePaper ein komplettes E-Commerce-Paket für den Vertrieb von PDF-Texten im Programm hat, wundert es, dass sich der Software-Hersteller für den angeblich sicheren E-Book-Handel mit Glassbook zusammentat.
Für Glassbook wiederum steht einiges auf dem Spiel, da die Startup-Firma schon seit geraumer Zeit versucht, mit EBX (Electronic Book Exchange) einen Standard für den E-Book-Handel zu schaffen, der sowohl die Rechte der Verlage schützt, als auch auf die Bedürfnisse der Leser eingeht. Die Arbeitsgruppe, der unter anderem Microsoft, Hewlett-Packhard und Xerox angehören, einigte sich zwar letztes Jahr auf eine Vorab-Version, seitdem war von EBX jedoch wenig zu hören. Bei der offensichtlich unausgegorenen PR-Aktion spielt wohl auch mit, dass Adobe in Zukunft mit dem Open-eBook-Format (OEB) Konkurrenz zu PDF ins Haus steht. Hinter OEB stehen Microsoft und mit NuvoMedia und SoftBook Press die derzeit einzigen Hersteller von E-Book-Lesegeräten.
Einen aktuellen Ăśberblick ĂĽber den E-Book-Markt bringt c't in Ausgabe 8/2000 (ab dem 10. April im Handel). (jr)