Softwarehersteller verlangt Schadensersatz von Kaspersky

Das hessische Unternehmen Haenlein-Software fordert vom russischen Sicherheitsspezialisten rund 630 Euro für Schäden, die durch einen Bug in Kasperskys Antiviren-Software entstanden seien.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 176 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Jurran

Muss sich der Hersteller einer kommerzielle Software gefallen lassen, dass diese über Monate hinweg von einem weit verbreiteten Anti-Viren-Programm blockiert wird, obwohl dafür ein Bug im Spürprogramm verantwortlich ist? Nein, meint das hessische Unternehmen Haenlein-Software, dessen Programm "DVR-Studio HD3" zur Weiterverarbeitung von Digital-TV-Mitschnitten nach eigenen Angaben seit Januar 2014 vom Virenscanner "Kaspersky Internet Security" schachmatt gesetzt wird -- und fordert daher vom russischen Sicherheitsspezialisten rund 630 Euro für Schäden, die durch einen Bug in Kasperskys Anti-Viren-Software entstanden seien.

Diese Fehlermeldung wird durch einen Bug in Kaperskys Virenscanner ausgelöst.

(Bild: Haenlein-Software)

Um die technischen Hintergründe zu verstehen, muss man wissen, dass die Haenlein-Programme (auch in den Demoversionen) beim Programmstart per SSL auf die Server des Herstellers zugreifen und das Server-Zertifikat auf Gültigkeit überprüfen. Nur wenn es übereinstimmt, werden die zum Bearbeiten der Digital-TV-Aufnahmen notwendigen Daten ausgetauscht. Eben an dieser Stelle kommt der Kaspersky-Virenscanner ins Spiel: Er fängt die SSL-Verbindung ab und überprüft den Zugriff selbst auf ein gültiges Zertifikat. Dieser Vorgang wird zwar erfolgreich abgeschlossen, Kaspersky gibt aber die Antwort des Servers nur in veränderter Form weiter. Das führt wiederum dazu, dass das Programm "DVR-Studio HD3" die Kommunikation sofort abbricht, weil es von einem Hackerangriff ausgeht. Die Übersprüfung geschützter Verbindungen lässt sich zwar im Kapersky-Virenscanner abschalten; viele User scheuen aber vor diesem Schritt zurück.

heise online liegt die Korrespondenz zwischen beiden Firmen in dieser Angelegenheit vor. Danach teilte Kasperskys Support-Team am 19. September 2014 Haenlein-Software recht vage mit, dass das Problem "bis Ende des Jahres gelöst sein wird". Kaspersky hatte laut Haenlein zuvor bereits rund sieben Monate lang immer wieder Lösungen mit festen Terminen angekündigt, diese aber nie eingehalten.

Als Haenlein-Software am 27. September dann noch von einem potenziellen Kunden per E-Mail mitgeteilt bekam, dass er deren Programm "DVR-Studio HD3" wegen des Problems mit Kasperskys Virenscanner nicht gekauft habe, lief für das hessische Unternehmen das Fass endgültig über: Da durch das Schreiben "zweifelsfrei nachgewiesen" sei, dass für Haenlein-Software durch den Bug im Virenscanner ein wirtschaftlicher Schaden entstanden ist, forderte das Firma Kaspersky nun zur Zahlung von Schadensersatz in Höhe von 129,90 Euro auf. Darin enthalten sind neben dem Preis für die Vollversion in Höhe von 79,90 Euro auch pauschale Kosten für den Schreibaufwand in Höhe von 50 Euro.

Zudem mahnt das Unternehmen Kaspersky für eine weitere offene Rechnung vom 27. Juni 2014 an und fordert deren Begleichung bis zu 15. Oktober 2014. Mit dieser Rechnung hatte Haenlein-Software eine generelle Aufwandsentschädigung für die Monate Januar bis Juli 2014 in Höhe von 500 Euro geltend gemacht – bislang ohne Erfolg. Kaspersky reagierte auch auf die neue Forderung bislang nicht. (nij)