Bundesrechnungshof prĂĽft Open-Source-Einsatz

Nach dem Streit im Innenministerium um Open-Source-Software in der öffentlichen Verwaltung nimmt sich jetzt der Bundesrechnungshof der Sache an.

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Von
  • Oliver Diedrich

Nach dem Streit im Innenministerium um ein Papier zu Open Source in der öffentlichen Verwaltung nimmt sich jetzt der Bundesrechnungshof der Sache an. Wie Sprecher Peter Mäurer gegenüber c't erklärte, will die Behörde das mögliche Einsparpotenzial von Open-Source-Software in der Bundesverwaltung "im Rahmen seiner Prüfungstätigkeit berücksichtigen". Das Prüfverfahren soll bis Mitte des Jahres abgeschlossen sein.

Auslöser dieser Entscheidung ist der umstrittene Brief der Koordinierungs- und Beratungsstelle der Bundesregierung für Informationstechnik (KBSt) zum Einsatz von Open Source in der Bundesverwaltung. Die Koordinierungsstelle, die dem Innenministeriums untersteht, hatte in ihrem KBSt-Brief 2/2000 empfohlen, bei Software-Investitionen zukünftig auch Open-Source-Software in Betracht zu ziehen. Vom öffentlichen Server der KBSt wurde das Dokument jedoch nach wenigen Tagen wieder entfernt, was zu heftigem Protest der Open-Source-Gemeinde führte.

Überraschend kündigte KBSt-Leiter Landvogt am heutigen Freitag an, der umstrittene KBSt-Brief werde Anfang kommender Woche wieder ins Internet gestellt. Die zuständige Staatssekretärin Brigitte Zypries habe entschieden, dass lediglich eine ursprünglich enthaltene Tabelle mit Preisen von Microsoft-Produkten entfernt werden müsse, da deren Nennung möglicherweise den Vertrag mit Microsoft verletze. Ansonsten soll das Dokument jedoch unverändert bleiben. Innenminister Schily stehe hinter Open Source, sagte Landvogt zu c't. Der Minister habe seine CeBIT-Besuche dazu genutzt, sich über Open Source und insbesondere über Linux zu informieren.

Der zweite Leiter der KBSt, Rolf Krost, hatte noch wenige Stunden zuvor gegenüber c't erklärt, der KBSt-Brief 2/2000 müsse umfassend überarbeitet werden, bevor er in einer "ausgewogeneren und umfassenderen Fassung" wieder veröffentlicht werden könne. Krost, der das Entfernen des Briefes angeordnet hatte, bezeichnete die bisherige Version als "unausgereift". Sie sei aber intern weiterhin verfügbar. Krost versicherte, das Ministerium distanziere sich keineswegs inhaltlich von dem Brief und wolle in einem Pilotprojekt demnächst einen Teil einer Behörde auf Open-Source-Software umstellen. (odi)