"Gamergate": Intel beendet Werbekampagne

Offenbar wegen eines Kommentars auf Gamasutra gegen die sogenannten Gamer hat Intel eine Werbekampagne auf der Seite beendet. Kritiker der Debatte über Sexismus in Videospielen wollen nun auch andere Portale derart "bestrafen".

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Intel hat eine Werbekampagne auf der IT-Nachrichtenseite Gamasutra wegen Kritik an einem dort veröffentlichten Kommentar zur Debatte über Sexismus in Videospielen vorzeitig beendet. Das berichtet Recode unter Berufung auf Aussagen von Intel und Gamasutra. Der Kommentar "'Gamers' are over" hatte sich gegen jenen Teil der Spielergemeinde gerichtet, der eine feministische Auseinandersetzung mit Spielen kritisiert. Gamasutra-Redakteurin Leigh Alexander hatte sich damit an der Debatte über das "GamerGate" beteiligt, woraufhin unzufriedene Leser massenhaft von Intel gefordert haben, keine Werbung mehr auf Gamasutra zu schalten.

Leigh Alexander schreibt nicht nur für Gamasutra, sondern die verschiedensten Seiten.

(Bild: @leighalexander )

Hintergrund des Geschehens ist eine seit Monaten anhaltende Debatte über Sexismus in Videospielen, die schließlich zu einer Diskussion über die Umgangsformen in der Spielegemeinde wurde. Unter anderem die feministische Spielekritikerin Anita Sarkeesian hatte in mehreren Videos sexistische Stereotype in Spielen aufgezeigt und wird dafür bis heute von einem Teil der "Gamer" heftig angegangen. Statt inhaltlich über ihre Behauptungen zu diskutieren, wurde sie aber vor allem als Frau und überzeugte Feministin angegriffen und – nicht nur sexuell – belästigt.

Aber auch andere Persönlichkeiten gerieten ins Fadenkreuz der "Gamer" und die jüngst hochgekochte Debatte dreht sich um die Spieleentwicklerin Zoe Quinn. Die hatte im August ein Spiel namens "Depression Quest" veröffentlicht, das nach Ansicht ihrer Kritiker unverdient viel Lob erhalten hat und hatte. Indiskretionen, die ein enttäuschter Ex-Freund Quinns dann ins Netz stellte, wurden schließlich zur Grundlage einer Verschwörungstheorie über eine angeblich zu enge Verflechtung von Spieleentwicklern und Spielejournalisten: "#Gamergate" war geboren. Die Angriffe gegen Quinn und andere blieben durchsetzt mit sexistischen Schmähungen und Kampfbegriffen gegen Verfechter von "sozialer Gerechtigkeit".

In dieser Situation veröffentlichten Ende August mehrere Spieleseiten Artikel, die sich gegen die sogenannten Gamer hinter der Kampagne richteten. Einst Hauptzielgruppe von Spieleentwicklern seien die jungen, männlichen und heterosexuellen Vielspieler nun nur noch eine Minderheit, die aber ob dieses Bedeutungsverlusts in die Offensive gingen und unter anderem Anita Sarkeesian angriffen. Leigh Alexander etwa schrieb, "diese kindischen Internet-Streithähne sind nicht mein Publikum. Und sie müssen auch nicht eures sein."

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Die Angegriffenen sammelten sich im Netz und koordinierten Kampagnen, in denen Werbekunden der Seiten massenhaft angeschrieben und ein Ende von Werbeverträgen gefordert wurde. Nachdem dies bei Intel nun offenbar von Erfolg gekrönt war, sollen jetzt massiv Werbekunden von Kotaku, Rock Paper Shotgun und Polygon angeschrieben werden. (mho)