HP baut noch mehr Arbeitsplätze ab und plant Übernahmen

Noch vor der Spaltung in zwei Unternehmen legt HP beim Arbeitsplatzabbau einen Gang zu: Den bereits entlassenen 36.000 sollen weitere 19.000 folgen. Gleichzeitig will HP andere Firmen kaufen.

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HP-CEO Meg Whitman hat am Montag ihre Absicht bestätigt, den Konzern in gut einem Jahr in zwei Unternehmen zu spalten. Und sie gab einen Ausblick auf die Zeit bis dahin. Die unerfreuliche Nachricht: Das seit 2012 laufende Sparprogramm wird verschärft, noch mehr Mitarbeiter werden entlassen. Das hänge aber nicht mit der Zweiteilung Hewlett-Packards (HP) zusammen, betonte Whitman.

Am Montag um 5 Uhr Früh Ortszeit sprach HP-CEO Meg Whitman in einer eilends einberufenen Telefonkonferenz mit Finanzanalysten.

(Bild: map)

Waren ursprünglich 27.000 Kündigungen vorgesehen, hatte das HP-Management zuletzt mit der Streichung von 45.000 Stellen kalkuliert, aber auch 50.000 für möglich gehalten. Bis Ende Juli diesen Jahres mussten sich 36.000 Mitarbeiter verabschieden. Inzwischen wurden "zusätzliche Effizienzmöglichkeiten" entdeckt. Daher sollen noch vor der Konzernspaltung weitere 19.000 HP-Kräfte ihren Arbeitsplatz verlieren.

Von der Aufsplittung verspricht sich Whitman beschleunigtes Wachstum, "mehr Shareholder Value" und einen "geschärften strategischen Blick". Jeder der beiden Betriebe soll für sich alleine zu den 50 umsatzstärksten US-Unternehmen zählen und an der Börse gehandelt werden.

Gleichzeitig war zwischen den Zeilen zu erfahren, dass HP eine oder mehrere andere Firmen übernehmen will. Das sollen aber keine direkten Konkurrenten sein und auch keine Sanierungsfälle. Vielmehr sollen die Übernahmekandidaten Lücken im HP-Portfolio schließen und selbst zum positiven Geschäftsverlauf beitragen. Konkretes war Whitman nicht zu entlocken.

Ihre Kaufabsichten sickerten nur durch, weil HP sein eigenes Aktienrückkaufprogramm nicht erfüllt. Beabsichtigt war, im laufenden Finanzjahr die Hälfte des Free Cash Flow den Aktionären als stille Dividende (Aktienrückkauf) zukommen zu lassen. Aber: "Wichtige, nicht-öffentliche Informationen hindern uns daran", sagte die Managerin. Das ist ein verklausilierter Hinweis auf Kauf- oder Verkaufsabsichten. Im kommenden Finanzjahr soll der Aktienrückkauf dafür entsprechend höher ausfallen.

Zum Ende des Geschäftsjahres 2015, also Ende Oktober nächsten Jahres, soll HP in zwei Teile zerfallen. Die beiden Nachfolger werden sowohl bei Umsatz als auch beim Gewinn vor Steuern etwa gleich groß sein. Ein Teil wird fortan als Hewlett-Packard Enterprise, Inc., firmieren. Dieses Unternehmen wird sich an große Unternehmen und Behörden wenden und diesen Hardware (etwa für Server und Datenspeicher), Dienstleistungen, Software sowie die Finanzierung dieser Leistungen anbieten.

Dem anderen Teil, der schlicht HP Inc., heißen wird, fallen die Druckersparte sowie die Abteilung für PCs und Laptops zu. Compaq plus HP-Drucker, quasi. Wobei auch eigene 3D-Drucker auf der Roadmap stehen. Ironie der Geschichte: Léo Apotheker hatte zu seiner Zeit als HP-Chef schon ähnliches vorgeschlagen, war aber rasch in Ungnade gefallen. "Lassen Sie mich klarstellen: Eine einheitliche HP war der richtige Zugang", betonte Whitman am Montag.

"Wir haben die Stärke, die wir im Gemeinsamen gefunden haben, genutzt, um durch und durch stärker zu werden", sagte sie, "aber natürlich stehen die Märkte nie still. Und in unserer Branche, heute mehr denn je, müssen Sie jeden einzelnen Tag härter und schneller wetteifern. Behände zu sein ist der einzige Pfad zum Sieg. Getrennt zu sein wird beide Managementteams in die Lage versetzen, einen schärferen Fokus auf die Gelegenheiten zu richten, die jeder Markt bietet."

Wenn Fusionen Synergien bringen, müssen Spaltungen finanzielle Nachteile haben. HP hofft jedoch, diese Kosten deutlich unter eine Milliarde US-Dollar pro Jahr drücken zu können, wenn die Sache einmal geschafft ist. Dazu soll auch Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen beitragen. Beispielsweise soll der gemeinsame Einkauf von Hardware-Komponenten die Preise senken. Für die Interaktion mit Kunden ist ebenfalls eine gemeinsame Plattform geplant. Die Immaterialgüterrechte auseinanderzudröseln dürfte Jahre dauern; hier ist Kooperation unvermeidlich.

Zunächst werden auch die Eigentümer ident sein: Bestehende HP-Aktionäre sollen auch die Aktien der beiden Nachfolgefirmen halten. Das soll eine Besteuerung zumindest nach US-Bundesrecht vermeiden, in anderen Rechtssystemen könnten die Aktionäre aber durchaus steuerpflichtig werden.

Finanzmarktseitig sind die Strategien aber unterschiedlich ausgerichtet. Hewlett-Packard Enterprise will durch Übernahmen wachsen und die Aktionäre durch Aktienrückkauf am Erfolg beteiligen. HP hingegen soll organisch wachsen und Dividenden zahlen. Dazu können aber auch Aktienrückkäufe kommen. (ds)