Kindle Voyage im Test: Heller, dünner, leichter zu bedienen

Der neue Kindle Voyage ist kompakt und punktet mit scharfem Display und der bisher gelungensten Umsetzung für die LED-Beleuchtung.

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Kindle Voyage im Test: Heller, dünner, leichter zu bedienen
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Achim Barczok
Inhaltsverzeichnis

Mit dem Kindle Voyage gibt es nach zwei Jahren erstmals wieder Zuwachs in Amazons Kindle-Serie: Der E-Book-Reader ist das neue Highend-Modell und bietet gegenüber dem Vorgänger Paperwhite eine optimierte Beleuchtung, Sensortasten zum Blättern und ein kompakteres Gehäuse – ist aber mit 190 Euro auch teurer. Gemeinsam mit dem weiterhin verfügbaren Kindle Paperwhite 2013 (ab 110 Euro) und dem neuen Einsteiger-Kindle mit Touchscreen (ab 60 Euro) bietet Amazon nun drei statt zwei Reader-Modelle an.

Die größte Veränderung gegenüber dem Paperwhite steckt beim Voyage im Gehäuse-Design. Amazon hat die Optik seiner Fire-Tablets für den Reader übernommen: Auf Display und Rahmen ist auf der Vorderseite eine plane Glasscheibe aufgeklebt, anders als beim Paperwhite sitzt der Plastikrahmen also nicht mehr um einen Millimeter auf. Die Scheibe ist anders als bei den Fire-Tablets mattiert, sodass man den Voyage wie andere Reader auch im Sonnenlicht gut benutzen kann.

Kindle Voyage im Test (8 Bilder)

Kindle Voyage im Test

Der Kindle Voyage löst mit 1440 x 1080 Bildpunkten (300 dpi) auf.
(Bild: c't)

Weil der Rahmen ums Display etwas schmaler und das Gerät nur noch 8 Millimeter dick ist, wirkt der Voyage kompakter und ist mit 186 Gramm auch etwas leichter als der Paperwhite. Die Rückseite ist stärker zu den Seiten hin abgeflacht (von 8 auf 5 Millimeter). Der Ein-/Ausschalter ist vom unteren Rand auf die Rückseite gewandert.

Durch die übergangslose Oberfläche lösten wir beim Testen gelegentlich ungewollt den Touchscreen aus, aber insgesamt empfanden wir das neue Design ein ganzes Stück handlicher und vor allem dann besser zu bedienen, wenn man den Reader beim Lesen gerne einhändig hält.

Das liegt auch an den neuen Sensortasten links und rechts vom Display. Über sie kann man alternativ zum schnell reagierenden (Single-)Touchscreen blättern. Auf beiden Displayseiten gibt es je eine lange Taste zum Vorwärts- und eine kurze zum Zurückblättern. Am besten legt man den Daumen leicht auf eine der Tasten und drückt zum Blättern etwas fester; die Druckstärke kann man im Menü einstellen. Dort kann man auch festlegen, ob der Reader als haptisches Feedback beim Drücken leicht vibriert.

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Das 6-Zoll-Display nutzt wie der Vorgänger die aktuelle E-Ink-Technik Carta, löst aber mit 300 dpi (1440 × 1080 auf 6 Zoll) auf und damit ein ganzes Stück höher als der Paperwhite (210 dpi) oder auch Konkurrenten wie Tolino (210 dpi) oder Kobo Aura H2O (266 dpi). Den Unterschied erkennt man bei kleinen Schriften, zum Beispiel in den Menüs und im integrierten Webbrowser. Hat man beim Lesen eine normalgroße oder sehr große Schrift gewählt, fällt es dagegen kaum auf, vor allem wenn es sich um serifenlose Fonts handelt.

Inzwischen Standard ist bei teureren Readern eine LED-Beleuchtung. Die vom Voyage fällt sehr gleichmäßig aus, Schatten wie beim Paperwhite (2012) sind am unteren Bildschirm nicht zu erkennen. Die maximale Helligkeitsstufe leuchtet mit 123 cd/m², der Paperwhite brachte es im c't-Test nur auf 85 cd/m². Komplett abschalten kann man die Beleuchtung nicht. Das Weiß der LEDs hat Amazon etwas wärmer gestaltet, wodurch es natürlicher wirkt.

Neu ist die automatische Helligkeitsregelung, die ziemlich schlau eingestellt eingestellt ist: Bei Sonnenlicht regelt sie die LEDs komplett herunter, in dunkleren Räumen dreht sie auf. Ist der Raum aber komplett dunkel, dimmt sie wieder etwas herunter, um nicht zu blenden. Ist die Funktion "Nachtlicht" aktiviert, regelt der Reader in dunklen Räumen die Beleuchtung mit der Zeit herunter, weil sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben.

Wie schon der Vorgänger gehört der Voyage zu den flottesten Readern: E-Books hat er in wenigen Sekunden geöffnet, auf Berührung reagiert er sehr schnell – wenn auch der Technik geschuldet nicht so blitzschnell wie auf einem Tablet. Fürs Blättern in E-Books braucht der Voyage eine halbe Sekunde.

Auch der neue Kindle kennt nur Amazon-Formate sowie Mobi, PDF und TXT. Über die Amazon-Webseite kann man auch Office-Dokumente, HTML und RTF konvertieren und sich per Cloud auf den Reader schicken lassen. Das klappt per WLAN, über das man außerdem Zugriff auf den Amazon-Shop hat, mit einem rudimentären Browser surft und seine Lese- sowie Notizfortschritte synchronisiert. Die UMTS-Variante bietet den Shop und die Synchronisation auch über UMTS an, ohne das zusätzliche Kosten entstehen. Der Browser ist im UMTS-Modus hierzulande allerdings auf Wikipedia beschränkt.

Weiterhin gibt es nur einen Micro-USB-Anschluss und keinen MicroSD-Slot, der Flash-Speicher hat sich von 2 auf 4 GByte verdoppelt. Davon waren bei unserem Testmodell nach der Neuinstallation 3 GByte frei.

Laborwerte für den Akku konnten wir noch nicht ermitteln. An einem ersten Testwochenende zeichnete sich aber eine ähnlich Laufzeit wie beim Paperwhite ab: Beim Lesen im Flugmodus dürfte der Akku ohne Probleme für mehrere Bücher reichen. Lädt man aber ständig Bücher oder Webseiten per WLAN oder sogar UMTS, ist der Reader genauso schnell leer wie ein Tablet oder Smartphone.

Der Kindle Voyage bietet unter den aktuellen E-Book-Readern derzeit die interessanteste Kombination aus Hardware und Software. Allerdings fällt er mit 190 Euro (WLAN) beziehungsweise 250 Euro (WLAN+3G) auch deutlich teurer als beispielsweise der Tolino Vision 2 (130 Euro) oder auch der immer noch erhältliche Kindle Paperwhite (110 Euro) aus. Und wie bei den anderen Kindles legt man sich stark auf Amazons Ökosystem fest.

Den kompletten Test sowie die Laborergebnisse für die Akku-Laufzeit lesen Sie in einer der kommenden c't-Ausgaben. (acb)