Bitcoin-Mining: Hersteller Kncminer will selbst schürfen

Warum Bitcoin-Miner verkaufen, wenn man sie auch behalten und selbst damit minen kann? Der schwedische Hersteller Kncminer gibt bekannt, sich aus dem Endkundengeschäft zurückzuziehen. Mining-Rechenzentren seien die Zukunft.

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Kncminer, ein wichtiger Hersteller von Mining-Hardware für Kryptogeld, will seine Geräte offenbar nicht mehr an Endkunden verkaufen. Vielmehr will das Unternehmen seine Hardware nur noch in dafür eingerichteten Rechenzentren einsetzen, um für sich selbst digitale Münzen wie Bitcoins oder Litecoins zu minen.

Bald nur noch für den Eigenbedarf: der Bitcoin-Miner Neptun.

(Bild: Kncminer)


"Wir erleben eine völlige Umstellung der Industrie“, erklärte Mitgründer Sam Cole im Gespräch mit dem Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg. Inzwischen sei das Schürfen nach Bitcoins eigentlich nur noch in großen Rechenzentren wirtschaftlich zu betreiben. Dieses neue Geschäftsmodell sei auch wesentlich "einfacher, offener und ehrlicher". Dem Bericht zufolge betreibt das Unternehmen seine Miner derzeit in einem ehemaligen Hubschrauber-Hangar im schwedischen Ort Boden – mit frisch eingesammeltem Risikokapital von 14 Millionen US-Dollar im Rücken sollen weitere Standorte in Schweden und Island folgen.

Derzeit beläuft sich Kncminers Hashing-Leistung auf 3 Prozent des Miningmarktes.

(Bild: Blockchain.info)

Ziel sei es, 20 Prozent der gesamten Mining-Kapazität des Netzwerks zu stellen. Derzeit sind es laut Blockchain.info rund 3 Prozent. Cole zufolge belaufen sich Kncminers Kosten für die Erzeugung eines Bitcoins auf "deutlich unter 400 US-Dollar“ – eine knappe Kalkulation angesichts eines Preises, der zur Stunde bei rund 370 US-Dollar liegt. Insgesamt will Kncminer bislang Mining-Hardware im Wert von 75 Millionen US-Dollar verkauft haben. Daneben bietet das Unternehmen bislang auch Hashing-Kapazität zur Miete an sowie eine Wallet-Anwendung.

Der Rückzug aus dem Hardware-Verkauf könnte aber nicht nur der Einsicht in veränderte Gegenheiten geschuldet sein. So gab es offenbar vermehrt Kundenbeschwerden über Lieferverzögerungen bei Vorkasse-Bestellungen und irreführenden Angaben über die Leistungsfähigkeit der Geräte. In den USA wird bereits eine Sammelklage gegen Hersteller vorbereitet, in Schweden ebenso, wie das Blog Cryptocoinsnews berichtet.

Bitcoin-Mining dient zur Verarbeitung von Transaktionen, die dadurch im Zahlungsverzeichnis Blockchain gespeichert werden. Die weltweit zum Mining versammelten Rechner müssen um die Wette eine kryptografische Aufgabe lösen, für die eine Belohnung von derzeit 25 Bitcoins winkt. Die Schwierigkeit passt sich dabei regelmäßig der versammelten Rechnerkapazität an – und da inzwischen nur noch teure Spezialhardware auf Basis von ASICS eingesetzt wird, haben Privatnutzer praktisch keine Chance mehr.

Bislang zentralisiert sich die Hashing-Leistung vor allem in großen Miner-Gruppen, den sogenannten Pools. Einer dieser Pools, Ghash.io, erreichte im Juni dieses Jahres sogar die Marke von 51 Prozent der Gesamtleistung des Netzwerks – ab diesem Punkt wären Manipulationen wie die mehrfache Ausgabe von Bitcoins möglich. Die Poolbetreiber nutzten die Situation allerdings nicht aus und versprachen später eine freiwillige Selbstbeschränkung der eigenen Hashingpower. Der Trend zum Mining im Rechenzentrums-Stil lässt sich ebenfalls schon länger beobachten, etwa bei der US-Firma Megabigpower. (axk)