Microsoft: Wachstum in der Cloud und bei Nokia

Manch einer fragt sich, wohin sich Microsoft mit Nokia, dem Wechsel von Windows 8.x auf Windows 10 und "Cloud first, Mobile first" eigentlich entwickelt. Erst einmal gibt es nun Wachstum beim Umsatz - aber aufgrund von Sonderbelastungen Gewinnrückgänge.

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Von
  • Jürgen Kuri
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Der Microsoft-Umsatz wächst deutlich, auch ohne Nokia - die Integration der Smartphone-Sparte und die Restrukturierung drücken aber den Gewinn

Windows 8, Windows 8.1, bald Windows 10 – die (beginnend in Frankreich) bald nicht mehr Nokia gerufenen Lumia-Smartphones mit Windows Phone – die Konzentration auf "Cloud first, Mobile first": Bei Microsoft ist so viel im Umbruch, dass mancher sich fragt, was denn nun am Ende für ein Unternehmen dabei herauskommt. Und nicht jeder ist davon überzeugt, dass die mit Windows 10 noch einmal geänderte Betriebssystemstrategie wirklich in die richtige Richtung geht. Nun hat Nokia in seinem zweiten Quartal, in dem die Nokia-Handysparte in den Konzernbilanzen auftaucht, erneut den Umsatz gesteigert, während der Gewinn wieder zurückging. Für Microsoft zeigen die Zahlen im Detail aber, dass der eingeschlagene Kurs richtig ist.

Der Umsatz im ersten Quartal des Microsoft-Geschäftsjahrs stieg im Vergleich zum gleichen Quartal das Vorjahrs um 25 Prozent auf 23,201 Milliarden US-Dollar. Ohne die Nokia-Sparte wäre der Umsatz um 11 Prozent gestiegen.

Der operative Gewinn sank um 8 Prozent auf 5,844 Milliarden US-Dollar. Hier machten sich laut Microsoft Belastungen in Höhe von 1,14 Milliarden US-Dollar durch die andauernde Nokia-Integration und die Umstrukturierung bemerkbar. Der Gewinn pro Aktie sank um 13 Prozent auf 54 US-Cent, die Belastungen machten sich mit 11 US-Cent pro Aktie bemerkbar. Der Nettogewinn fiel von 5,244 auf 4,540 Milliarden US-Dollar.

Der neue Microsoft-Chef Satya Nadella gab die Strategie "Cloud first, Mobile first" aus. Microsoft sieht mit den Geschäftszahlen diese Strategie bestätigt

Microsoft hatte eine umfassende Restrukturierung mit einem umfangreichen Stellenabbau verkündet, bei dem fast 18.000 Jobs gestrichen werden. Besonders hart trifft es dabei den erst vor kurzem übernommenen ehemaligen Mobilfunk-Riesen Nokia. Dort stampft Microsoft nicht nur das kurze Android-Experiment Nokia X ein, sondern auch alle Einfachhandys und die Asha-Serie. Der Konzern will sich einzig auf die Smartphones mit Windows Phone konzentrieren, vom ehemals stolzen Marktführer im Handymarkt bleibt damit nicht mehr als ein trauriger Rest.

Diese tiefgreifenden Einschnitte hatte Microsoft-CEO Satya Nadella bereits angedeutet, als er von den Mitarbeitern einen "grundlegenden kulturellen Wandel" einforderte. Während sein Vorgänger Steve Balllmer aus Microsoft einen "Geräte-und-Dienste-Anbieter" geformt hatte, sieht Nadella den Konzern in einer "Mobil und Cloud zuerst"-Welt. Ballmers Ansatz sei nur der Anfang gewesen, nun müsse man sich aber auf die einzigartige Strategie des Unternehmens besinnen. Das solle schneller und leichtgängiger werden. Alte Traditionen würden in Frage gestellt, kündigte Nadella an – Kommentatoren sprachen jedoch davon, dass Nadella Ballmers Mist wegräume.

WIe immer man Nadellas Strategie auch nun interpretieren mag, angesichts der Zahlen sieht Microsoft den neuen Firmenchef bestätigt. Die ehemalige Nokia (in den Microsoft-Bilanzen als "Phone Hardware" geführt) steuerte 2,6 Milliarden US-Dollar zum Quartalsumsatz bei, Analysten hatten eher mit 2,2 Milliarden US-Dollar gerechnet. Verluste fielen nicht an: Der Bereich lieferte 478 Millionen US-Dollar an Bruttogewinn ab. Microsoft konnte im Geschäftsquartal mit 9,3 Millionen verkauften Lumia-Smartphones ein Wachstum von 5,6 Prozent verzeichnen.

Devices and Consumer Licensing (Windows, Microsoft Office, Windows-Phone- und Patent-Lizenzierungen) musste allerdings einige Federn lassen, der Umsatz ging von 4,484 auf 4,093 Milliarden US-Dollar zurück. Dabei verlor Microsoft 2 Prozent an OEM-Umsätzen mit Windows, der Umsatz mit Office-Paketen für Endkunden ging um 5 Prozent zurück. Der Umsatz mit Volumenlizenzen von Windows für Unternehmen stieg dagegen um 10 Prozent.

Windows Phone litt laut Microsoft besonders darunter, dass mehr Lizenzen für niedrigpreisige Smartphones vergeben wurden, der Umsatz sackte um 46 Prozent ab. Mit den Surface-Tablets machte Microsoft 908 Millionen US-Dollar Umsatz, ein Plus von 127 Prozent. Der Xbox-Umsatz erhöhte sich um 58 Prozent, insgesamt wurden 2,4 Millionen Geräte in dem Quartal verkauft.

Dass sich die Ausrichtung auf "Cloud first, Mobile first" lohnt, macht Microsoft schon daran fest, dass es mittlerweile 7 Millionen Abonnenten von der Miet- und Cloud-Softwarelösung Office 365 unter Endkunden gibt. Auch die Akzeptanz von Premium-Versionen von Office 365 bei Firmenkunden sei groß, meinte Microsoft, ohne genauere Nutzerzahlen zu nennen; der Umsatz mit Office-Angeboten für Firmen stieg insgesamt um 5 Prozent, was laut Microsoft vor allem auf den zunehmenden Umstieg auf Office 365 zurückzuführen sei. Der Umsatz mit Cloud-Angeboten für Unternehmen stieg insgesamt immerhin um 128 Prozent.

Das alles hörte sich für die Börsianer besser an, als sie erwartet hatten. Dementsprechend stieg der Kurs der Microsoft-Aktie im nachbörslichen Handel direkt nach der Vorstellung der Quartalszahlen erst einmal um knapp 4 Prozent.

Da sich Umsatz und Gewinn durch die Übernahme von Nokia deutlich verändert hat , finden sich die alten Zahlen größtenteils nicht mehr in der Übersichtstabelle; zum direkten Vergleich haben wir die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr 2014 noch mit aufgenommen. Ein Überblick über Microsofts Umsatz- und Gewinnentwicklung seit 2001 bis einschließlich dem vierten Quartal 2014 findet sich im Bericht zu den Geschäftszahlen des dritten Quartals 2013.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Microsoft
Ab Quartal 4/14 einschl. Smartphone- und Handy-Geschäft nach der Übernahme von Nokia; das Microsoft-Geschäftsjahr beginnt jeweils im Juli.
Quartal Umsatz Nettogewinn
1/14 18.529 Mio. 5.244 Mio.
2/14 24.519 Mio. 6.558 Mio.
3/14 20.403 Mio. 5.660 Mio.
4/14 23.382 Mio. 4.612 Mio.
1/15 23.201 Mio. 4.540 Mio.

(jk)