Berliner Finanzämter wechseln zurück auf Microsoft Office

Die Berliner Steuerverwaltung will auf 6000 Arbeitsplätzen OpenOffice durch MS-Office ersetzen. Begründung: Man wolle "den heutigen Ansprüchen" an IT und Informationssicherheit "vollumfänglich entsprechen".

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In den Berliner Finanzämtern soll OpenOffice von den dortigen rund 6000 Rechnern verschwinden und durch MS-Office ersetzt werden. Ein Sprecher der Senatsverwaltung für Finanzen der Hauptstadt bestätigte gegenüber heise online, dass für die Steuerbehörden die Rückmigration auf Microsoft Office derzeit vorbereitet werde. Die Umstellung soll dem Vernehmen nach bis Mitte 2015 abgeschlossen sein.

Die Finanzämter an der Spree nutzten OpenOffice bereits seit Jahren. Dass nun doch wieder Microsoft Office einziehen soll, begründet der Senat damit, dass er "den heutigen Ansprüchen an Informationstechnik und Informationssicherheit vollumfänglich entsprechen" möchte. Zudem sei der Datenaustausch der Berliner Finanzämter mit der zuständigen Senatsverwaltung, anderen Berliner Behörden und anderen Bundesländern zu gewährleisten. Dieser sei unter OpenOffice derzeit eingeschränkt. Da in der Steuerverwaltung des Bundes und mehrheitlich in anderen Bundesländern MS-Office eingesetzt werde, könnten künftig dort erstellte Vordrucke ohne größeren Aufwand übernommen werden.

Evaluiert hat die Verwaltung das OpenOffice-Gastspiel nicht. Zu den im Zusammenhang mit der Remigration entstehenden Lizenzkosten konnte der Sprecher momentan keine Angaben machen, "da die Vertragsverhandlungen noch nicht abgeschlossen sind". In Behördenkreisen ist von einem mindestens sechsstelligen Betrag die Rede. Für den Umstieg auf Microsoft Office sind im Berliner Haushalt sonst keine besonderen Migrations- und Schulungsausgaben eingestellt. Auch mit Mehraufwand für die Anschaffung neuer Hardware rechnet die Verwaltung nicht.

In Berlin gibt es keine IT-Strategie, die speziell auf freie Software setzt. 2008 schwächte die damalige rot-rote Koalition einen zunächst getroffenen Beschluss zur Linux-Umstellung im Nachhinein ab. Die Verwaltung soll seitdem allein "unter der Maßgabe der Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit" auf offene Standards setzen. Die oppositionellen Grünen scheiterten im Abgeordnetenhaus wiederholt mit Anträgen, mit denen sie vom Senat einen Maßnahmenkatalog für den Einsatz von mehr Open-Source-Software in den Behörden einfordern wollten.

In München steht derweil das bisherige Vorzeigeprojekt zur Linux-Migration unter einer neuen Stadtführung auf dem Prüfstand. IT-Experten der bayerischen Landeshauptstadt beklagten jüngst, dass zum Start des entsprechenden LiMux-Projekts vor rund zehn Jahren die Signale aus Bund und Ländern, auf offene Standards und Open Source zu setzen, stärker gewesen seien als heute. Daher bestünden in der Zusammenarbeit mit anderen Behörden teils Hürden, die so nicht absehbar gewesen seien. (odi)