NSA-Skandal: Le Monde Diplomatique über die Überwacher

Über die alltägliche Überwachung kann man sich nicht nur im Nachrichtenticker informieren. Eine Sammlung der Le Monde Diplomatique informiert über Prism, Google und Whstleblower.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Das neue Heft der Le Monde Diplomatique nähert sich dem Thema Überwachung zunächst sehr theoretisch mit einem Artikel von Giorgio Agamben zum Sicherheitsstaat. Dann wird mit etlichen Aufsätzen die Geschichte und Arbeit der NSA beleuchtet, ehe das Leben in Überwachungsstaaten wie China und Iran beschrieben wird. Geschichten über Drohnen und Lauschtechnik bis hin zur Internet-Werbung runden das Heft ab. Es eignet sich gut zum Einstieg und Einblättern in eine komplexe Materie für alle, die nicht von der Technik her kommen und dennoch etwas darüber wissen wollen, worüber sich Heise-Leser eigentlich so aufregen.

Heimlicher Star des Hefts: Whistleblower Edward Snowden.

(Bild: dpa)

Heimlicher Star des Heftes ist der Whistleblower Edward Snowden. Zwar beschäftigt sich nur ein Aufsatz direkt mit seinen Enthüllungen über Prism & Co, doch viele Artikel liefern den Kontext. Wie konnten sich die Überwacher in der US-amerikanischen Geschichte immer wieder durchsetzen, obwohl zahlreiche Gerichtsurteile etwa das Abhören von Telefonen als "absolut unamerikanisch" verurteilten? Wie konnte sich die NSA zur Mammutbehörde für TK-Überwachung entwickeln? Wie unterschiedlich gehen die USA mit Whistleblowern um (Too Big to Jail)?

Lesenswert ist auch die Erzählung des bolivianischen Präsidenten Evo Morales, der auf dem Weg von Moskau nach La Paz in Wien notlanden musste, weil Frankreich, Italien, Spanien und Portugal die Überflugrechte verweigerten. Die bloße Vermutung, dass Snowden in der Präsidentenmaschine mitfliegen könnte, reichte aus, um europäische Staaten in Panik zu versetzen. Morales prangert den "imperialistischen Kolonialismus" der USA an und meint, nun würde auch Europa diese Haltung kennenlernen.

Das gut aufgemachte Themenheft hat genau in diesem Punkte eine Schwäche, denn es ist auf dem europäischen Auge blind. Was BND und GCHQ treiben, was die französischen und spanischen Geheimdienste unternehmen oder wie sie mit NSA und CIA kooperieren, wird nicht thematisiert. Der einzige Aufsatz in diese Richtung ist ein Stück über die europäische Grenzagentur Frontex, die modernste HighTech-Überwachungssysteme einsetzt, um Europas Grenzen zu "schützen". Auch die Untätigkeit der deutschen Bundesregierung im Fall Snowden wird nur von Heribert Prantl in seinem Stück "Bürger unter Generalverdacht" angesprochen. (axk)