Comdex: Linux muss effizienter werden
Robert Young, bislang Chef von Red Hat, eröffnete die Linux Business Expo der Comdex in Las Vegas.
Vor 400 Zuhörern eröffnete Robert Young von Red Hat die Linux Business Expo der Comdex in Las Vegas. Offensichtlich hatten die Veranstalter mit weniger Zuhörern gerechnet, denn eilends musste der Saal vergrößert werden. Young lieferte keine Multimedia-Show, sondern eine Präsentation mit ein paar Slides vom Laptop, die dem defekten LCD-Projektor zum Opfer fielen. Nach dem gerade erfolgten Aufkauf von Cygnus begründete Young seinen Rücktritt vom Posten des CEO bei Red Hat. "Wir haben zwei große Aufgaben zu meistern. Die eine ist es, die Effizienz von Linux zu steigern. Auf der anderen Seite muss sichergestellt werden, dass das System der Open Source weiterhin funktioniert. Beide Aufgaben zu erfüllen, ist viel zu kräfteraubend. Ich habe mich daher für die zweite entschieden."
Den überwiegenden Teil seiner Präsentation verwandte Young darauf, die Übernahme von Cygnus zu erklären. Weil der C- und C++-Compiler gcc der anerkannte Entwicklungsstandard der Branche sei, habe sich Red Hat für die Übernahme entschieden, um das Wachstum auf der Anwendungsseite zu fördern. "Der Compiler ist die zentrale Schnittstelle. Über ihn bekommen wir auch die Entwickler, denen Open Source schnuppe ist", betonte Young.
Der nächste Schritt für Linux solle die Eroberung der Anwender sein: "Die Maschine des 21. Jahrhunderts wird ein Internet Appliance sein, nicht der PC. Wir müssen Anwendungen für Leute schreiben, die diese Appliances nutzen und nicht mit der Konfiguration eines PCs kämpfen wollen." Mehrfach betonte Young, dass die Qualität der Software über die Marktanteile entscheide, nicht die Diskussion, ob Linux oder eine Windows-Variante das bessere Betriebssystem sei. Als grosses Vorbild für die Linux-Szene zitierte Young abschließend die Taktik von Ray Noorda. Als dieser noch Chef von Novell war, erfand er das Modell der "Kooptation", der Konkurrenz bei gleichzeitiger Zusammenarbeit. Novell sei mit der Kooptation gescheitert, weil dem Modell damals der Nährboden der Open Source gefehlt hat. "Wir müssen zeigen, dass diese Kooptation in der Linux-Community möglich ist." (Detlef Borchers)/ (jk)