Berliner Senat schreibt Pilotprojekt für Gratis-WLAN aus

Die schwarz-rote Berliner Landesregierung will einen neuen Anlauf für kostenloses drahtloses Internet in der Hauptstadt wagen. 170.000 Euro sollen für ein dreijähriges Pilotprojekt ausgelobt werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 75 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Der Berliner Senats will hält an seinen Plänen fest, weite Teile der Hauptstadt mit einem Gratis-WLAN abzudecken. Zwar hat die schwarz-rote Landesregierung die jahrelangen Gespräche über eine offene Plattform zur Beteiligung verschiedener Hotspot-Anbieter für gescheitert erklärt. Doch nun will sie 170.000 Euro als Anschubfinanzierung für ein dreijähriges Pilotprojekt ausloben, das im Frühjahr 2015 starten soll.

Eine flächendeckende, kostenlose Internet-Versorgung ist in Berlin immer noch ein unerfüllter Traum.

(Bild: dpa, Stephanie Pilick)

"Wir werden ein Unternehmen auswählen", um "freies WLAN für Berlin zu realisieren", erklärte der Chef der Senatskanzlei, Björn Böhning (SPD), in der rbb Abendschau. Die Stadtspitze habe dazu mit den Bezirken eine Landkarte der wichtigen Plätze mit Bürgerämtern oder großen Gebäuden wie Rathäusern abgestimmt, an denen als erstes Zugangspunkte eingerichtet werden sollten. Damit werde es zwar zunächst bei einem "Flickenteppich" bei der Versorgung bleiben, räumte der SPD-Politiker ein. Dieser solle aber zumindest "möglichst ordentlich gewebt" werden.

Ein Senatssprecher bestätigte heise online, dass die Ausschreibung derzeit in Arbeit sei und "in den nächsten Wochen" rausgehen werde. Parallel wollen Senat und Bezirke darüber hinausgehend Interessenten einzelne öffentliche Gebäude und Straßen für das Einrichten von Hotspots zur Verfügung stellen. Wer dort die benötigte Technik installiert, soll die ersten zwei Jahre keine Kosten für Miete und Strom zahlen müssen.

Neben bereits laufenden Projekten kommerzieller Provider strickt in Berlin die Freifunk-Gemeinde etwa in Neukölln und Kreuzberg weiter an einem "WLAN-Meshnetz". Der Senat traut der Graswurzelbewegung eine flächendeckende Versorgung innerhalb des S-Bahn-Rings aber nicht zu.

Oppositionspolitiker kritisieren, dass ein auf die Innenstadt und touristische Schwerpunkte konzentriertes WLAN nicht ausreiche. Der Internetexperte der Grünen im Abgeordnetenhaus, Stefan Gelbhaar, plädiert für Hotspots entlang der U-Bahn- und Straßenbahnstrecken. Die Linke fordert, bestehende WLAN-Inseln privater Anbieter zu einem engmaschigeren Netz zusammenzuziehen.

Ursprünglich wollte die Landesregierung keinen Vertrag mit einem einzelnen Provider abschließen. Über die gewünschte Plattform sollten verschiedene Anbieter zum Zug kommen, solange jeder Nutzer 30 Freiminuten pro Tag erhält. Daniel Wall, Vorstandsvorsitzender der Wall AG, nennt das "utopisch", da sich das so gut wie nicht rechne. Selbst die Verknüpfung von Hotspots mit Werbeflächen sei nicht akzeptiert worden, obwohl so "einige tausend" Zugangspunkte hätten geschaffen werden können und Städte wie Düsseldorf oder Freiburg damit gut gefahren seien. (vbr)