Studie: Agile Methoden im Höhenflug

Laut einer Studie des BPM-Labors der Hochschule Koblenz setzen sich agile Projektmanagement-Methoden in Unternehmen durch: Sie schneiden in fast allen Disziplinen besser ab als die klassischen Praktiken.

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Von
  • Jürgen Diercks

Agile Methoden wie Scrum, IT-Kanban oder Design Thinking scheinen, legt man die Anzahl der Publikationen darüber zugrunde, in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung zugelegt zu haben. Alle namhaften Unternehmen in der IT-Entwicklung haben laut den Protagonisten dieser Techniken auf agile Methoden umgestellt. In Bereichen wie Produktentwicklung, Prozessoptimierung und beim Einführen von ERP-Systemen spielt Agilität inzwischen ebenfalls eine wichtige Rolle.

Das BPM-Labor der Hochschule Koblenz wollte wissen, wie sich die Lage tatsächlich in den Unternehmen darstellt und hat zu diesem Zweck gemeinsam mit der GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V. und der International Project Management Assocation (IPMA) die zweite Studie zum Einsatz agiler Techniken abgeschlossen. Sie soll ein realistisches Bild über den Status quo bei der Nutzung agiler Methoden zeichnen. Unter anderem fragten die Wissenschaftler danach, in welchem Umfang und in welchen Konstellationen Organisationen Scrum, Kanban und Verwandtes nutzen. Auf welche Weise Anwender klassisches Projektmanagement mit agilen Methoden zusammenbringen war ein erklärter Schwerpunkt der Untersuchung.

Durchgängig agil durchgeführte Projekte schneiden überdurchschnittlich gut ab.

(Bild: Studie Status Quo Agile 2014, BPM-Labor HS Koblenz, Prof. Dr. Komus)

Durchgängig und in Reinform nutzt nur ein Viertel der Anwender agile Techniken, die Mehrheit setzt sie selektiv oder in einer Mischform ein. Die Erfolgsquote agiler Methoden wird positiver bewertet als die des klassischen Projektmanagements. Die durchgängig agilen Anwender verzeichnen den höchsten Anteil sehr erfolgreicher Aktivitäten. Fast zwei Drittel der Teilnehmer nutzen agile Methoden erst seit vier Jahren. Mit 86% Anteil liegt Scrum weit vorn, gefolgt von Kanban, XP und Feature Driven Development. Teams bestehen in den meisten Fällen aus fünf bis neun Personen, was ebenso für klassisch durchgeführte Projekte gilt.

Kanban und Design Thinking haben in den letzten zweieinhalb Jahren eine deutlich höhere Wachstumsrate vorzuweisen als agile Methoden insgesamt. Erwartungsgemäß arbeitet vor allem die Softwareentwicklung mit agilen Praktiken, jedoch machen IT-nahe sowie IT-ferne Aktivitäten bereits 41% beziehungsweise 27% aus. Scrum, Kanban, Lean Management und Design Thinking erzielen in allen Kriterien bessere Ergebnisse als klassisches Projektmanagement. Nur sechs Prozent der Anwender agiler Methoden und zehn Prozent der Anhänger klassischen Projektmanagements halten agile Projektteams für undiszipliniert. An der Untersuchung mit dem Namen "Status quo Agile" haben über 600 IT-Fachleute aus 20 verschiedenen Branchen in über 30 Ländern teilgenommen. Wer den vollständigen Abschlussbericht haben möchte, kann ihn hier per Mail anfordern.

Eine andere Studie zu Erfolgsfaktoren des Projektmanagement läuft noch bis zum 26.11.2014. Das Team um Professor Komus möchte eine "Hitliste“ der Einflussfaktoren guten und schlechten Projektmanagements auf Basis von Beobachtungen an Stelle von Meinungen erstellen. Teilnehmer werden nach ihrer Sicht auf Rahmenfaktoren bei guten beziehungsweise weniger guten Projekten befragt. Als Ergebnis soll herauskommen, welche Faktoren für den Projekterfolg relevant, und wie einflussreich sie jeweils sind. Beteiligen können sich alle Personen mit Projekterfahrung.
(jd)