Youtube gibt persönliche Daten von Islamkritiker weiter

Offenbar haben Islamisten das von Youtube aufgesetzte Beschwerdeverfahren für Urheberrechtsstreitigkeiten missbraucht, um an die persönlichen Daten eines Islamkritikers zu gelangen. Der ist jetzt untergetaucht.

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Das weitgehend automatische Verfahren, das Google zur Schlichtung von Urheberrechtsstreitigkeiten bei YouTube-Videos einsetzt, erweist sich als potenziell tödliche Falle für Islamkritiker. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, haben offenbar Islamisten das Beschwerdeverfahren genutzt, um an die persönlichen Daten der Kontaktperson des islamkritischen Youtube-Kanals Al Hayat TV zu gelangen. Der Mitarbeiter habe danach Morddrohungen erhalten und sei inzwischen untergetaucht.

Die aus Pakistan stammende Frauenrechtlerin Sabatina James auf Al Hayat TV.

(Bild: Screenshot/Youtube)

Bei Copyright-Streitfällen gibt Youtube den Urhebern der angegriffenen Videos die Möglichkeit zur Stellungnahme, das Unternehmen nennt es Gegendarstellung. Diese wird samt Kontaktdaten an den Beschwerdeführer weitergereicht. Bei Youtubes Copyright-Team war laut Bericht die Beschwerde eines angeblichen Australiers eingegangen, dass Al Hayat TV Urheberrechte verletzte. Nachdem die Macher des Kanals sich auch bei der dritten Beschwerde nicht outen wollten, sei der Account gesperrt worden.

Vergeblich habe man versucht, das Unternehmen von der Gefahr zu überzeugen, die eine Datenweitergabe bedeute, erklärte Sabatina James der Zeitung. James ist eines der prominenten Gesichter des Senders und als vom Islam zum Katholizismus übergetretene Frauenrechtlerin mit pakistanischen Wurzeln ohnehin im Visier der Islamisten. Die Kommunikation mit Youtube war unpersönlich. Erst nachdem sich ein Mitarbeiter bereit erklärte, seine Daten offenzulegen, schaltete Youtube den Account wieder frei.

Was die Islamkritiker nicht wussten und Youtube der FAZ auf Nachfrage mitteilte: Als Kontaktperson hätten sie auch einen gesetzlichen Vertreter eintragen können. Dafür war es zu spät: "Danke für deine persönlichen Daten", bedankte sich der angebliche "Rechteinhaber" per Mail. "Pass auf deinen Kopf auf." Die Daten des Mitarbeiters kursieren dem Bericht zufolge nun auf einschlägigen Webseiten. Er sei untergetaucht, Polizei und Verfassungsschutz seien eingeschaltet. (vbr)