Progressive Monetarisierung, oder – so nicht!

Vor längerer Zeit wurde ein Spiel vorgestellt, das seinen Kunden nach dem Ende der Medienaufmerksamkeit nervende Monetarisierungsmaßnahmen aufhalste. Mittlerweile fand sich ein anderer Titel, der es "eine Stufe weiter" treibt.

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  • Tam Hanna
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Ich habe vor einiger Zeit ein Spiel vorgestellt, das seinen Kunden nach dem Ende der Medienaufmerksamkeit nervende MonetarisierungsmaĂźnahmen aufhalste. Mittlerweile fand sich ein anderer Titel, der es "eine Stufe weiter" treibt.

Das vor rund eineinhalb Jahren erschienene Spiel war anfangs ein normales Kaufspiel, das zahlenden Kunden das Überspringen langweiliger Spielpassagen ermöglichte. Wer die rund drei Euro auf den Tisch legte, spielte werbefrei – die Engine war nicht übermäßig unfair.

Dank des niedlichen Spielkonzepts bekam der Titel jede Menge Medienaufmerksamkeit: Der österreichische CDA-Verlag legte das Game sogar einem seiner Hefte bei. Nach dem Ende der PR-Kampagne begann der Entwickler mit der sukzessiven Verschlechterung des Produkts.

Als erste Maßnahme wurde die bisher zeitlich unbeschränkte "Überspringmöglichkeit" an die Leine genommen. Wer die Arbeit seiner Siedler beschleunigen möchte, durfte das bisher unbegrenzt kostenlos tun: Nach einem Update stand dieses Feature pro Spielrunde nur mehr 60 Sekunden lang zur Verfügung. Danach wurde ein kleiner Betrag in Premiumwährung fällig – zur Deaktivierung dieses Pay Gates war die abermalige Investition von rund fünf Euro erforderlich. Dank einer kleinen Erhöhung des Schwierigkeitsgrads wurde das bisher nicht wichtige Feature plötzlich spielentscheidend: das Sammeln mancher Rohstoffe nimmt nun bis zu 10 Minuten in Anspruch.

Im zweiten Schritt demonstrierte der Entwickler geradezu bösartige Genialität. Ein neues Fortschrittssystem bewertete die Gesamtkarriere des Spielers und gab im Laufe der Zeit Verbesserungen frei. Auch hier gibt es einen für fünf Euro erhältlichen "Speed doubler", der das Aufsteigen beschleunigen sollte.

Aus Kundensicht kann man dagegen nur wenig machen. Wer nicht zur Suche nach einem piratierten APK gewillt ist, muss entweder nochmals bezahlen oder auf seinen gekauften Titel verzichten. Diese von Ante Games bekannte Vorgehensweise hat sich in der Vergangenheit als durchaus erfolgreich erwiesen.

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