Amazon-Tochter erregt Interesse der FTC
Die amerikanische Bundesbehörde untersucht Vorwürfe, nach denen die Software Alexa unberechtigt persönliche Daten sammelt und weitergibt.
Die US-amerikanische Handelsaufsichtsbehörde Federal Trade Commission (FTC) untersucht derzeit Vorwürfe, dass die Monitoring-Software Alexa ohne Wissen der Nutzer persönliche Daten sammele und weitergebe. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hat die FTC entsprechende Anfragen an Alexa Internet, einer Tochtergesellschaft des weltgrößten Online-Retailers Amazon, gestellt. Amazon beschwichtige aber: Es handele sich bei dem Vorstoss der FTC lediglich um ein "informatives Auskunftsersuchen". Eine weitere Bewertung der Vorwürfe wollte man nicht vornehmen.
Alexa wurde von Brewster Kahle, dem Entwickler des Standards fĂĽr Wide Area Information Servers (WAIS) und GrĂĽnder des Projekts Internet Archive, programmiert und wird von ihm unter dem Dach der Alexa Internet vermarktet. Auf dem Rechner eines Nutzers installiert, protokolliert die Software Surf-Bewegungen, sammelt statistische Daten ĂĽber die besuchten Seiten und konstruiert anhand verfolgter Links Verwandtschaften zu anderen Seiten. Informationen ĂĽber Surf-Gewohnheiten werden an den Alexa-Server gesendet und dort gespeichert. Der Server fasst Seiten, die nacheinander aufgerufen wurden, zu thematisch verwandten Gruppen zusammen. Auf der Internet-Seite von Alexa wird neben Bewsters Software auch zBubbles, ein Shopping-Tool von Amazon, zum Download angeboten. zBubbles kann auf Daten ĂĽber Shopping-Gewohnheiten von Alexa-Nutzern zurĂĽckgreifen und soll laut Amazon auf die jeweils besten Angebote im Datenfundus hinweisen.
Der privacy policy auf der Homepage von Alexa Internet ist zu entnehmen, dass die zusammengetragenen Daten zwar intern weiterverarbeitet und auch verkauft werden. Auf der Webseite wird aber versichert, dass die Daten anonym bleiben und ohne E-Mail-Adressen der Nutzer gespeichert und weitergegeben werden.
Genau dies bestreitet ein Kläger aus San Francisco. Er wirft Alexa Internet vor, personalisierte Informationen über seine Surf-Gewohnheiten an Amazon weitergegeben zu haben. Dass dies technisch möglich ist und auch praktiziert wurde, behauptete Sicherheitsexperte Richard Smith in einem Brief an Amazon-Chef Jeff Bezos. Er sieht in dieser Praxis einen Verstoss gegen datenschutzrechtliche Bestimmungen der Vereinigten Staaten.
Kahle bestätigte gegenüber der New York Times, dass in der Tat auch persönliche Daten von Alexa gesammelt werden. Aber er betont, dass diese Daten nicht dauerhaft gespeichert und nicht mit den Surf-Gewohnheiten einer Person in Verbindung gebracht werden können.
Sicherlich wäre es vorschnell, gerade Kahle, einem Pionier des Internets, der sich schon 1992 in seinem Aufsatz "Ethics of Digital Librarianship" mit Fragen des Persönlichkeitsschutzes im WWW auseinandergesetzt hat, zu unterstellen, dass er die von Alexa gesammelten Daten personalisiert weitergebe. Aber die Bedenken von Smith -- der Kahles Integrität nicht in Zweifel zieht -- erscheinen berechtigt: Datenschutz darf sich nicht im Vertrauen auf die Versicherung der Unternehmen erschöpfen, keine personalisierten Informationen über Kunden weiterzugeben. (chr)