Studie: Machen Handys krank?
Eine internationale Studie mit EU-Beteiligung soll ab Anfang des Jahres 2000 Krebsrisiken des mobilen Telefonierens untersuchen.
Ein international und interdisziplinär zusammengesetztes Wissenschaftlergremium soll im Rahmen einer Studie ab Beginn des kommenden Jahres ermitteln, welche Gesundheitsrisiken sich mit der Benutzung von Mobiltelefonen verbinden. Das von der Weltgesundheitsorganisation WHO organisierte und von Industrieunternehmen sowie der EU anteilig finanzierte Forschungsprojekt soll unter anderem herausfinden, in welcher Weise hochfrequente elektromagnetische Strahlung die Entstehung und das Wachstum von Tumoren beeinflussen kann. Seit zwei Jahrzehnten wird darüber diskutiert, ob Menschen durch mobiles Telefonieren langfristig Krebs im Kopf- und Halsbereich bekommen können. Die Studie soll gesicherte Ergebnisse auf einer möglichst großen Datenbasis an die Stelle von Vermutungen und Spekulationen setzen.
Ein internationaler Workshop zum Thema, der zurzeit in Heidelberg stattfindet, versammelt Experten aus Epidemiologie, Technik, Politik und Industrie. Sie werten die bisherigen Forschungsergebnisse aus, die nach Auskunft der Epidemiologin Prof. Dr. Maria Blettner von der Uni Bielefeld zwar "einige wenige Hinweise auf Gefahren" liefern, aber "noch keine Bewertung des Risikos" gestatten. Man habe bislang keinen "biologischen Mechanismus" finden können, der die Art der Beeinflussung von Tumoren durch handytypische Felder erkläre. Hervorstechendes und unbestrittenes Hauptergebnis der bisherigen Studien sei vielmehr, dass das größte Gesundheitsrisiko bei der Benutzung von Mobiltelefonen im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr bestehe: Die Anzahl der Autounfälle bei oder unmittelbar nach der Telefonbenutzung sei gegenüber "handyfreien" Unfallzahlen drastisch erhöht.
An der von der WHO in Gang gesetzten Studie werden sich unter anderem drei deutsche Forschungsgruppen (in Bielefeld, Heidelberg und Mainz) beteiligen. Dort wurde inzwischen der Wunsch laut, das Telefonierverhalten nicht nur retrospektiv, also nach dem tatsächlichen Auftreten von Krankheiten im Rückblick zu erfassen, sondern auch prospektiv, also sozusagen im Vorgriff. Dazu müsste die Handynutzung bei einer größeren Gruppe von Menschen über längere Zeit verfolgt werden. Eine solche Studie, die dann auch andere Krankheiten als nur Krebsleiden berücksichtigen könnte, wäre nach Ansicht von Frau Blettner noch aussagekräftiger, aber auch erheblich aufwändiger als das bislang geplante Forschungsprojekt. (psz)