Metz hat Insolvenz beantragt

Metz hat lange durchgehalten. Viel länger als die meisten Hersteller der einst glänzenden deutschen Elektronikbranche. Doch jetzt hat es auch die Franken erwischt. Bitter ist das auch für die 90 Jahre alte Inhaberin.

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Von
  • Elke Richter

Letztlich kommt die Nachricht wenig überraschend: Der TV- und Blitzgerätehersteller Metz hat Insolvenz beantragt. Allzu hart ist der Konkurrenzdruck vor allem in der für Metz wichtigsten TV-Sparte, allzu heftig der Preisverfall, als dass das Traditionsunternehmen noch lange hätte mithalten können. Denn die Franken produzieren ihre Fernseher noch immer in Deutschland. Alle anderen bekannten Marken der einst glänzenden Elektronikbranche, wie Saba, Grundig oder Nordmende, sind längst Geschichte oder an ausländische Massenhersteller verkauft. Konkurrent Loewe kämpft schon seit geraumer Zeit ums Überleben.

Metz-Produkte (8 Bilder)

mecablitz 52 AF-1 digital und mecablitz 44 AF-1 digital (Bild: Metz)

Bei Metz arbeiten aktuell knapp 550 Mitarbeiter im nahe Nürnberg gelegenen Werk sowie im Außendienst. Für die Angestellten dürfte der Insolvenzantrag wenig überraschend kommen, wurde doch zu Jahresbeginn ein Sanierungstarifvertrag vereinbart. Zudem gab es immer wieder Kurzarbeit; aktuell sind davon rund 100 Mitarbeiter in der Verwaltung und in der Blitzgeräte-Sparte betroffen.

Nun also Metz. Mehrfach hatten die Zirndorfer in den vergangenen Jahren rote Zahlen geschrieben. 2013 brach der Umsatz um ein Viertel ein. "Die Branche ist in sehr rauer See unterwegs, dem kann sich auch Metz nicht entziehen", hatte Geschäftsführer Norbert Kotzbauer erst vor wenigen Wochen im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa eingeräumt. "Wir sind da mitten drin, wir sind ja keine Insel der Glückseligen."

Doch kampflos aufgeben wollte das Management nicht. Die über Jahrzehnte hinweg funktionierende Nischenstrategie, einer älteren Käuferschicht qualitativ hochwertige Produkte samt Service als Rundum-sorglos-Paket anzubieten, sollte zwar nicht über Bord geworfen werden. Ein Anbiedern an den Massenmarkt hätte ohnehin nicht funktioniert – schließlich findet sich in Asien immer ein Hersteller, der noch billiger ist.

Für eine dürfte der Insolvenzantrag besonders bitter sein: Helene Metz. Die Firmen-Matriarchin ist Anfang September 90 Jahre alt geworden und lebt für das Unternehmen. Jahrzehntelang stärkte sie ihrem Mann Paul Metz den Rücken, war selbst unter anderem in der Buchhaltung tätig. Nach dem Tod des Firmengründers 1993 übernahm sie die Aufgaben ihres Ehemannes – mit 69 Jahren. Erst Mitte 2010 zog sie sich aus der operativen Verantwortung zurück. Doch bis heute fährt sie nahezu täglich in ihr Büro. (keh)