Herzmedizin inspiriert Wellenkraftwerk

Skandinavische Forscher arbeiten an einem verbesserten Prinzip zur Energiegewinnung aus dem Meer.

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Von
  • Hanns-J. Neubert

Skandinavische Forscher arbeiten an einem verbesserten Prinzip zur Energiegewinnung aus dem Meer.

Man könnte sagen, es schlagen zwei Herzen in Stig Lundbäcks Brust. Eins für die Medizin, denn Lundbäck erforschte früher als Arzt die Strömungsverhältnisse im menschlichen Herz. Das brachte ihn zu seiner zweiten Leidenschaft: Energie aus dem Meer.

Ende der 80er-Jahre erkannte Lundbäck, dass der Herzmuskel in den Herzkammern wie eine Kolbenpumpe arbeitet. Entleeren sich die Kammern in die Arterien, baut sich ein Unterdruck auf, der die Klappen zwischen Haupt- und Vorkammern öffnet und das Blut einsaugt.

Dieses Prinzip übertrug er auf einen Wellenenergiekonverter in Form einer Meeresboje: Ein Prototyp schaukelt seit einem Jahr erfolgreich in einem Wellenkanal in Stockholm. Er besitzt in seinem Inneren einen Kolben, der mit einer Kette am Beckenboden verankert ist.

Der Kolben erzeugt in einem Zylinder einen Unterdruck, wenn eine Welle anzusteigen und die Boje mitzunehmen beginnt. Kurz bevor die Welle ihren höchsten Stand erreicht, wird der Unterdruck entlastet. Dadurch schießt die Boje nach oben und tänzelt auf dem Wasser auf und ab. Diese Bewegung setzt Zahnräder in einem Getriebe in Gang, das den Effekt weiter verstärkt und einen Generator antreibt.

Mit seiner Idee gründete Lundbäck vor fünf Jahren das Start-up CorPower. Wie die Boje mit den Wellen des winterlich-rauen Atlantiks klarkommt, sollen Anfang 2015 Versuche mit einem 8x18 Meter großen Prototyp vor der portugiesischen Küste zeigen. Anders als viele bisherige Methoden nutzt Lundbäcks nicht nur das Auf und Ab der Wellen, sondern auch einen Großteil ihrer potenziellen Energie, wie sie auch eine gespannte Feder "speichert".

Die Boje soll fünfmal mehr Energie aus einer Wellenfront herausholen als bisherige Wellenkraftwerke. Eine 300-Kilowatt-Boje könnte im Jahr 900000 Kilowattstunden Strom produzieren, genug für 250 Haushalte, sagt Patrick Möller, Chef von CorPower.

Durch den geringen Materialeinsatz und die niedrigen Investitions- und Wartungskosten soll der Strom mit maximal 15 Eurocent pro Kilowattstunde nicht teurer sein als der von Windkraftanlagen. (bsc)