Can you hear me? Mit Dosen-Antennen gegen die Überwachung
Kunst wird mit K geschrieben, K wie Konservendosen: Ein Mesh-Netzwerk mit Dosenantennen im Berliner Regierungsviertel sendet Botschaften an die Horchposten der westlichen Geheimdienste.
Die Schweizer Künstler Christoph Wachter und Mathias Jud haben auf den Dächern des Berliner Regierungsviertels ein selbst gebautes Antennennetz installiert, über das man Botschaften an die benachbarten Horchposten der westlichen Geheimdienste schicken kann. Das Kunstprojekt "Can you hear me?" will direkt dort dazwischenfunken, wo NSA und GCHQ ihre Abhörsysteme in geodätischen Gehäusen auf den Dächern der Botschaften verstecken.
Dafür haben die Künstler ihre Dosen-Antennen auf dem Dach der Schweizer Botschaft sowie auf den Gebäuden der Akademie der Künste am Pariser Platz und im Hanseatenweg aufgebaut. So entfaltet sich bis hinein ins Hansaviertel ein eigenes Kommunikationsnetz, eine "partizipative Cloud, die nicht einseitig abgehört und kontrolliert werden kann". Über die Website und mit Hilfe der Antennenanlage sollen Botschaften direkt an die Geheimdienste NSA und GCHQ geschickt werden können.
Can you hear me? (3 Bilder)
(Bild: Wachter/Jud)
Nach der Installation ihres Qualnets und der Präsentation auf dem Kunstfestival AMAF hat es Wachter und Jud nach Berlin gezogen. Ziel der Kunstaktion ist es, mit einfachen Mitteln ein System zu realisieren, dass eine "Anonymität unter Gleichberechtigten" herstellt" und die "Freiheit und Gleichheit" wieder aufleben lässt, wie sie einstmals im Digitalen versprochen worden war.
Man könne zwar die Geheimdienste nicht einfach anpeilen und abschalten, aber die Machtverhältnisse sichtbar machen. Bürger und Regierungsvertreter können über das Netz mit den Geheimdiensten kommunizieren. "Wir sind gespannt darauf, was die Welt ihnen zu sagen hat", sagen die Künstler. (vbr)