Große Dateien schnell verteilt

Das Start-up Keyssa will Kabel und Stecker durch drahtlose Hochgeschwindigkeitverbindungen auf kurze Distanzen ersetzen.

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Von
  • Rachel Metz

Das Start-up Keyssa will Kabel und Stecker durch drahtlose Hochgeschwindigkeitverbindungen auf kurze Distanzen ersetzen.

Eine junge US-Firma hat eine Technik entwickelt, mit der sich per Funk schnell große Datenmengen übertragen lassen sollen, etwa Filme oder Musiksammlungen. Das Verfahren von Keyssa könnte sowohl reguläre Kabelverbindungen als auch WLAN-Netze überholen, sagen die Macher.

Das Unternehmen hat dazu einen Chip entwickelt, der hochfrequente Funkwellen verwendet, um Daten sehr schnell zwischen zwei Geräten zu übertragen, die sich kurz berühren. Einsetzbar wäre das System in Laptops, Rechnerdocks, Tablets oder Smartphones. Die Geräte "küssen" sich dazu, so Keyssas Marketingslogan. Die Firma glaubt, dass so auch höherauflösende Filmformate wie 4K schneller Verbreitung finden könnten.

Keyssa stellt sich eine Zukunft vor, bei dem der Chip-basierte "Anschluss" normale Leitungsverbindungen ersetzt. Dazu gehören auch Smartphones, bei denen der Trend zunehmend in Richtung drahtloses Laden geht. Im Aufsichtsrat der Firma sitzt unter anderem iPod-Vater und Nest-Chef Tony Fadell. Erwartet wird, dass die Technik bereits in der zweiten Hälfte nächsten Jahres auf den Markt kommen könnte. Zu welchem Preis ist noch unklar.

In einer ersten Version sollen Daten mit Geschwindigkeiten von bis zu sechs Gigabit pro Sekunde übertragen werden. Damit soll ein zwei Gigabyte großer Film in drei Sekunden weitergegeben sein, was auch einen USB-3.0-Stick mit seinen bestenfalls fünf Gigabit schlägt. WLAN-Verbindungen erreichen heute mit dem modernsten Standard vielleicht 1,3 Gigabit.

Bei einem Besuch in den Räumen der Firma zeigten die beiden Keyssa-Manager Roger Isaac (Vizepräsident für Systemtechnik) und Mariel Van Tenhove (Marketing-Chef), wie das Verfahren praktisch aussieht. Mittels "Kuss" wurde der Film Avatar von einem USB-3.0-Stick, der in einem Computerdock mit dem Keyssa-Chip steckte, auf ein mit der Technik ausgerüstetes Tablet übertragen. Drahtlos vom Stick zum Tablet dauerte das 47 Sekunden. Das ist zwar langsamer als mit USB 3.0, doch die wenigsten Tablets haben diesen Anschluss. Der üblicherweise verbaute USB-2.0-Stecker wird von Keyssa deutlich überholt – und das drahtlos.

Isaac zufolge nutzt Keyssa Frequenzen im 60-Gigahertz-Bereich zur Informationsübertragung. Sobald die Geräte in einem Abstand einiger Millimeter voneinander sind, könnten Daten hin und her übertragen werden. An der Software des Tablets musste nichts geändert werden, nur die Chips wurden eingebaut. "Das ist einfach die nächste Art von Anschlüssen", glaubt Isaac.

Payam Heydari, Professor für Elektrotechnik an der University Of California in Irvine, der drahtlose Datenübertragungsverfahren untersucht, ist sich allerdings nicht sicher, ob es für die Technik wirklich eine Nachfrage gibt. Denkbar sei vielleicht die Möglichkeit, Daten von einem Laptop auf einen Fernseher zu übertragen.

Zudem sind derzeit schnellere WLAN-Verfahren in der Entwicklung, die Keyssa entgegentreten könnten.Samsung arbeitet beispielsweise an WLAN mit 60 Gigahertz und einer Datenrate von bis zu 4,6 Gigabit pro Sekunde. Da ist Keyssa zwar noch etwas schneller, aber nicht mehr viel. (bsc)