Telekom setzt auf E-Commerce per Handy

Als M-Commerce-Firma bezeichnet die Telekom eine neue Tochergesellschaft fĂĽr Internet-Zugang und E-Commerce per Handy, PDA und Notebook.

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M-Commerce: Das ist das neue Schlagwort der Deutschen Telekom, mit dem sie Internet-Zugang und E-Commerce per Handy, PDA und Notebook umschreibt. Für diesen Mobile Commerce gründen die beiden seit neuestem T-Mobile International und T-Online International genannten Telekom-Töchter eine gemeinsame Firma. Der Name und die rechtliche Form des neuen Unternehmens stehen aber noch nicht fest. Klar ist jedoch, dass T-Mobile mit 60 Prozent und T-Online mit 40 Prozent beteiligt sein sollen.

Die neue Gesellschaft möchte unter dem Begriff M-Commerce verschiedene Dienste für Mobiltelefonierer und PDA-Nutzer anbieten. Über ein europäisches Internet-Portal sollen die Kunden Finanztransaktionen durchführen, Sicherheitsservices nutzen, Online-Einkäufe tätigen sowie Unterhaltung und Informationen abrufen können. Das Joint-Venture von T-Mobile und T-Online möchte dabei einen Schwerpunkt auf so genannte location based services legen: Da man bei der Einwahl per Handy feststellen könne, wer sich wo befinde, könne man entsprechende lokalisierte Dienste anbieten. Wer auf Reisen ist, bekommt also in Schottland eher Infos zur nächsten Whisky-Bar, in Bayern dafür über einen nahe gelegenen Biergarten. Kai-Uwe Ricke, Vorstandsvorsitzender von T-Mobile International, betonte in diesem Zusammenhang aber gleich, dass solche Dienste aus datenschutzrechtlichen Gründen nur nach Zustimmung des jeweiligen Kunden geliefert würden.

Auf der CeBIT möchte die Telekom erste Beispiele für M-Commerce-Angebote vorstellen. Dazu gehört beispielsweise eine DatingZone; dabei handelt es sich aber nicht etwa um ein Single-Treff per Internet-Mobiltelefon, wie der Name vermuten lässt, sondern um eine virtuelle Kleinanzeigenbörse per WAP-Handy. Mit der Direktanlagebank als Partner will die Firma Aktiengeschäfte und Verkauf von Optionsscheinen via Mobiltelefon anbieten. Ein TimeManager schließlich stellt einen Kalender im Internet bereit, auf den Kunden per PC oder WAP-Handy zugreifen können. Zu weiteren Angeboten wollte Ricke noch keine Angaben machen. Er verwies aber auf Allianzen mit Microsoft und Compaq, Exchange via WAP-Handy und Pocket-PC bereitzustellen, oder auf die über 400 Kooperationspartner der Telekom wie den Verlag Milchstraße, L-TUR, oder den Fernsehsender N-TV.

FĂĽr kostenpflichtige Dienste der neuen Gesellschaft soll das Handy als Zahlungsmittel dienen: Abgerechnet wird ĂĽber die Telefonrechnung. Ricke gestand aber auch ein, dass M-Commerce trotz der Preissenkungen fĂĽr Internet-Zugang und Mobilfunk in der letzten Zeit noch ein recht teures VergnĂĽgen ist. Im Sommer schon soll daher GPRS mit einer Datenrate von 50 KBit/s eingefĂĽhrt werden -- dann will die Telekom fĂĽr solche Dienste nicht mehr zeit- sondern paketorientiert abrechnen, was deutlich gĂĽnstiger werde.

Die Zukunft der neuen Kooperation zwischen T-Online und T-Mobile malte Ricke in recht rosigen Farben. Angesichts der Tatsache, dass derzeit rund 40.000 Kunden das Mobile-Portal von T-Online fĂĽr T-D1-Kunden nutzen und monatlich rund 10.000 Anwender hinzukommen, sieht er gute Aussichten fĂĽr einen Erfolg der M-Commerce-Firma. AuĂźerdem seien deutschen Handy-Benutzer weltweit fĂĽhrend beim Versand von Kurznachrichten per Handy (SMS): Ăśber T-D1 seien nach Auswertungen der GSM Association im Janaur 1999 80 Millionen, im Dezember 1999 bereits 300 Millionen SMS verschickt worden. Insgesamt habe es weltweit im Dezember 1999 drei Milliarden SMS gegeben -- allein 10 Prozent aller weltweit verschickten SMS seien also ĂĽber das T-D1-Netz gegangen. Angesichts solcher Zahlen zeigte sich Ricke ĂĽberzeugt, dass M-Commerce ein boomender Markt werde.

Allerdings hält der Vorstandsvorsitzende von T-Mobile WAP-Handys nicht für der Weisheit letzter Schluss. Er geht davon aus, dass es weitere Geräte geben wird, die nicht wie etwa Nokias Communicator ein Handy zum Internet-Terminal ausbauen. Vielmehr erwartet er neue spezielle Geräte für mobiles Surfen, etwa einen PDA mit integriertem GPRS-Handy, spezielle Surf-Terminals und mobile Internet Appliances. Das Stichwort für Ricke als Chef eines Dienstanbieters ist dabei MAP -- ein Multi Access Portal, das von jedem Benutzer jederzeit und überall mit jedem beliebigen Gerät benutzt werden kann.

Was schon in den Namensergänzung International für die beiden Telekom-Töchter T-Mobile und T-Online deutlich wird, betonte Ricke auch für die neue Gesellschaft. Die Telekom versucht auch hier, massiv die Bedenken auszuräumen, der Konzern gerate international ins Hintertreffen. Die M-Commerce-Firma soll von vorneherein auf europaweite Dienste ausgerichtet sein. In Großbritannien möchte man die von der Telekom übernommenen Mobilfunker von One2One einbeziehen, in Österreich die T-Online.at Internet Service GmbH, ein Joint-Venture von T-Online und der Telekom-Beteiligung max.mobil. In den nächsten Monaten sollen in allen zentraleuropäischen Ländern entsprechende Dienst aufgebaut oder zugekauft werden. Genauere Angaben zu eventuellen Akquisitionen wollte Ricke allerdings nicht machen. (Axel Kossel) (jk)