Terrorabwehr: Fraunhofer-Institut testet GSM-Passiv-Radar

Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts FKIE haben an der Küste ein passives Mobilfunkradar getestet.

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LTE-Antenne (Bild: NSN)
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Von
  • Florian Klan

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE) haben ein passives Radarsystem getestet, das Objekte wie Schnellboote über deren Reflexion von Mobilfunk-Signalen aufspürt. Bei Tests am Strand von Eckernförde und auf der Insel Fehmarn hat das Team die Position von kleinen Rennbooten bestimmt, die bis zu vier Kilometer von der Küste entfernt waren. In Verbindung mit elektrooptischen Verfahren und Infrarot-System sollen sich etwa kleine Boote, die von Terroristen zum Sprengstofftransport genutzt würden, schon vor dem Anlanden an der Küste identifizieren lassen. Das Gerät kommt auf einem PKW-Anhänger unter und lässt sich schnell an einem zu überwachenden Ort aufstellen, solange dort die Mobilfunknetzabeckung gegeben ist.

Fraunhofers passives Radar erkennt Boote anhand von Mobilfunksignalreflexionen.

(Bild: Fraunhofer)

Während aktive Radare elektromagnetische Wellen selbst aussenden, fängt das getestete System lediglich Echos von Mobilfunksignalen ab. Dazu kommt eine "Passive-Coherent-Location-Antenne" zum Einsatz. Laut Projektleiter Reda Zemmari empfängt das Passivradar "ausschließlich das Betriebssignal der Sendestation, das keine Datenpakete von Kunden enthält".

Die Reflexionen von Booten sind sehr schwach, weswegen die Forscher Algorithmen entwickelt haben, die die starken Direktsignale der Mobilfunkmasten in der Signalverarbeitung unterdrücken und die Reflexionen der Boote herausarbeiten. Die Bewegung eines Vehikels verursacht zudem eine Frequenzverschiebung der Mobilfunkechos, anhand derer das System die relative Geschwindigkeit abschätzt.

Die Forscher denken bei dem System aber nicht nur an die Abwehr von terroristischen Angriffen an der Küste. Vielmehr möchten sie ihr passives Radar auch an Windrädern zur Erkennung von Flugzeugen einsetzen. Dort könnte es Warnleuchten bei Bedarf erst dann anschalten, wenn sich Flugzeuge oder Helikopter nähern. (fkn)