NSA-Skandal: Snowden-Dokumente sollen zugänglich werden

Die Snowden-Dokumente, die den NSA-Skandal ausgelöst haben, sollen für alle interessierten Journalisten zugänglich gemacht werden. Das kündigte Glenn Greenwald an. Er habe das Gefühl, seine Arbeit sei getan und es sei Zeit, "loszulassen".

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NSA-Logo

(Bild: dpa, Jens Büttner)

Lesezeit: 3 Min.

Der Journalist und Snowden-Vertraute Glenn Greenwald will die Dokumente des NSA-Whistleblowers nun auch anderen Journalisten zugänglich machen. Wie er dem Münchner Merkur in einem Interview erklärte, soll dazu ein Datenraum in New York eingerichtet werden, wo Journalisten die Dokumente einsehen können. Er selbst sei nun an einem Punkt angelangt, an dem er sage, seinen Teil der Arbeit habe er erledigt. Nun sollten Kollegen mit einem "unverbrauchten Blick" mit den Dokumenten arbeiten.

Edward Snowden hatte die Dokumente, die den NSA-Skandal ausgelöst hatten, mehreren Journalisten übergeben, denen er einen verantwortungsvollen Umgang damit zutraute. Eine direkte Veröffentlichung des gesamten Materials, wie sie etwa Wikileaks praktiziert hätte, wollte er verhindern. Er sah die Gefahr, dass Dokumente an die Öffentlichkeit gelangen, die zurecht geheimgehalten werden – etwa um Personen zu schützen. Greenwald gestand nun ein, dass er sich in den vergangenen Monaten nicht nur seiner Quelle Snowden verpflichtet gefühlt habe, sondern der ganzen Welt. Jedes Mal, wenn er sich mit etwas anderem beschäftige oder einen Tag frei nehme, habe er ein schlechtes Gewissen. Diese Last wolle er nun loswerden: "Es ist Zeit loszulassen".

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

In dem Gespräch, das anlässlich der Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises an Greenwald geführt wurde, übt der auch noch einmal scharfe Kritik am NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags. Die Einladung, vor dem Gremium auszusagen, habe er abgelehnt, weil es dort nicht um Aufklärung gehe. Dass Edward Snowden als wichtigster Zeuge nicht eingeladen werde, zeige, dass es sich nur um "einen rein symbolischen Akt" handle. Und das alles nur aus Angst, die USA zu verärgern. Dabei habe Edward Snowden persönliche Risiken auf sich genommen, um das Ausmaß der Überwachung und die Verletzung der Rechte auch der Deutschen offenzulegen. Wenn die deutsche Regierung dann kein Risiko eingehe, um Snowdens Rechte zu schützen, sei das "unmoralisch und widerlich".

Mit den Folgen des NSA-Skandals zeigt sich Greenwald durchaus zufrieden. Zwar habe es in den USA keine Gesetzesreform gegeben, aber wichtige Internetunternehmen seien unter Druck geraten, die Privatsphäre ihrer Kunden zu schützen. Außerdem sei vielen Menschen bewusst geworden, dass sie ihre Kommunikation verschlüsseln müssen. Nun hätten die Experten aber die Pflicht, das einfacher zu machen. Es müsse leichter werden, sich gegen die Überwachung zu wehren, denn "die US-Regierung wird nicht einfach aufhören, zu spionieren". Gleichzeitig verwies er aber auch darauf, dass es nie gefährlicher war, zum Whistleblower zu werden. Regierungen hätten erkannt, wie diese Dinge offenlegten, die eigentlich im Verborgenen bleiben sollten.

Edward Snowden aber zeige, dass es durchaus möglich sei, Geheimnisse öffentlich zu machen und trotzdem halbwegs normal leben zu können. In Russland gehe es ihm "großartig". Seine Freundin sei zu ihm gezogen und nun würden sie versuchen, sich ein halbwegs normales Leben aufzubauen. Als besonders befriedigend empfinde er es, dass er sich derzeit selbst an der Debatte um seine Enthüllungen beteiligen kann. Immerhin sei er einmal davon ausgegangen, dass er früher oder später in einem US-Gefängnis landen und "den Rest seines Lebens in Isolationshaft verbringen würde". (mho)