Comdex: Im Netz der Spinne

Das Spider-System ermöglicht die Überwachung und Lokalisierung von Geräten und Menschen.

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Von
  • Detlef Borchers

Auf der Comdex sind Visionäre gern gesehene Menschen -- wenn sie Visionen haben. Was das Internet anbelangt, so blieben sie Mangelware. HP-Chefin Carly Fiorina prophezeihte ein "warmes, menschlicheres" Internet -- und legte im selben Atemzug dar, wie HP die führende Firma im E-Business werden will. Bill Gates verkündete die gern gehörte These, dass jedes Auto eine IP-Adresse haben werde. Scott McNealy ging ein Stückchen weiter und versprach jedem einarmigen Banditen in Las Vegas seine eigene IP-Adresse. Mit IPv6 beginnt für McNealy die Sache erst richtig interessant zu werden, weil die kleinen unscheinbaren Dinge vernetzt werden können: Jede Glühbirne könne eine Adresse haben und zum Hersteller melden, wenn ihre Lebenszeit zu Ende geht. Per UPS rücke dann automatisch die nächste Glühbirne nach, bevor es duster wird. Ist Scott McNealy nun ein Visonär oder nur ein Mensch mit besonders platten Beispielen? Der Prospekt eines Hotels in Las Vegas verkündet stolz, dass das Geglitzer am Eingang von 13.000 Glühbirnen gebildet wird ...

Eine Anwendung, die sich mit den kleinen Dingen beschäftigt, ist das auf der Comdex debütierende Spider-System von Wireless Mountain, das auf Techniken von E-Code beruht. Es arbeitet mit einem kleinen Spider-Reader, der an einen Computer angeschlossen wird und dann nach sogenannten Spider-Tags fahndet. Das sind briefmarkengroße Chips mit einer Batterie -- nicht unähnlich den Metallstreifen, die zur Sicherung in Bücher geklebt werden. Spider-Tags besetzen einen eigenen Adressraum und senden ein RF-Signal auf 303.8 MHz, das vom Reader lokalisiert werden kann. Jeder Spider-Reader verwaltet maximal eine Milliarde Adressen, kann gleichzeitig 256 erkennen und sie im Umkreis von 50 Metern genau lokalisieren. Diese Daten können in eine Datenbank eingespeist oder in einem Web-Browser dargestellt werden.

Wireless Mountain zeigte eine Anwendung, in der ein komplettes Krankenhaus über Spider-Tags verdrahtet war. Patienten tauchten nach Krankheitsgattungen farbcodiert in der Gebäudekarte auf, ebenso die lebenswichtigen Maschinen. So soll das Personal bei einem Notfall schneller und präziser reagieren können. Und die Glühbirnen? "Man könnte das machen und die Tags mit einem Temperatursender ausstatten", meinte Dandridge Melton, Ingenieur von Wireless Mountain, "aber wer würde das brauchen? Sollte man nicht die Lebensdauer der Wolframfäden verbessern?" (Detlef Borchers) / (jk)