IFA: Schneller 3D-Grafikchip von NVidia

Nvidia stellte in Berlin den im Vorfeld als "NV10" bezeichneten 3D-Chip für PC-Grafikkarten vor.

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Von
  • Manfred Bertuch

Der kalifornische Hersteller von Grafikchips Nvidia stellte in Berlin den im Vorfeld als "NV10" bezeichneten 3D-Chip für PC-Grafikkarten vor. Der "GeForce256" ist der erste Grafik-Chip für Consumer-PCs, der 3D-Daten weitgehend selbständig aufbereitet und darstellt.

Mit 23 Millionen Transistoren ist der GeForce256 mehr als doppelt so komplex wie ein Pentium-III-Prozessor (9 Millionen Transistoren). Da er die Geometrietransformations- und Beleuchtungsberechnungen deutlich schneller als der PC-Prozessor durchführt, kann er 3D-Objekte und 3D-Welten mit wesentlich mehr Details erzeugen und mit flüssigeren Bewegungen darstellen. In PC-Spielen sind dadurch geschwungene und organische Formen wie in den Kinofilmen "Toy Story" und "A Bug's Life" möglich.

Nvidia nennt eine Polygonleistung von bis zu 15 Millionen Dreiecken/s und eine Füllrate von 480 Millionen Pixel/s und demonstrierte Modelle aus 100.000 Dreiecken, die sich mit Texturen und Environment-Mapping versehen flüssig bewegen ließen. In DirectX-7-Spielen, die man zum Jahresende erwarten kann, sollen Szenen mit 16.000 Polygonen möglich sein. Zur Zeit sind bei Spielen maximal 5000 Polygone möglich. Da der Chip im Unterschied zu den zwei Pixelpipelines des Vorgängers "Riva TNT2" vier Pixelpipelines besitzt, sollen auch ältere DirectX-6-Spiele auf dem neuen Baustein schneller laufen, obwohl der Chiptakt des Bausteins mit 120 MHz vermutlich niedriger liegt als etwa beim RivaTNT2 Pro (143 MHz). Weitere Merkmale des Chips sind ein 350-MHz-RAMDAC, bis zu 8 interaktive und bewegliche Lichtquellen (keine Light-Maps), DirectX-6-Textur-Kompression, Cube Environment Mapping sowie Dot-Product-Bump-Mapping. Letzteres übertrifft noch Environment-Mapped-Bump-Mapping in der Qualität.

Durch seine Geometrie-Engine benötigt der 3D-Chip zudem 60 Prozent weniger CPU-Leistung. Hohe Bildraten erfordern also keinen 500-MHz-Prozessor. Nach Messungen von Nvidia erreicht der Chip bereits auf einem Pentium-II-300 eine Bildrate von 45 fps im Q3-Benchmark bei einer Bildauflösung von 1024x768 Punkten und 32 Bit Farbtiefe. In den kommenden DirectX-7-Spielen kann man die CPU-Leistung für bessere Gegner-Intelligenz und Simulation von physikalischen Effekten (Verformungen, Partikel-Effekte,...) einsetzen. Insgesamt erwartet NVidia bei Spielen einen Qualitätssprung, der der von DOS-Grafik aus den 80er-Jahren zu den heutigen Spielen entspricht. Da der Baustein bis zu 128 MByte lokalen Speicher unterstützt, kann man im Extremfall die Textur- und Geometriedaten eines ganzen Spiele-Levels auf die Grafikkarte laden und mit geringer CPU-Belastung durchlaufen oder durchfliegen.

Unter OpenGL soll man in Verbindung mit AGPx4-Mainboards sehr nahe an die theoretische Höchstleistung von 15 Mio. Dreiecken/s herankommen. Das "Fast Write"-Feature von AGPx4 erlaubt es der CPU, 3D-Daten und Befehle direkt an den Chip zu übergeben. Mit AGPx2 muß die CPU berechnete Daten erst im Arbeitsspeicher ablegen, von wo sie sich der Grafikchip mit AGP-Lesezyklen abholt.

Grafikkarten mit dem GeForce256 von Elsa (Erazor X), Asus, Guillemot, Creative Labs, Leadtek u. a. sollen ab Oktober im Handel sein und mit 32 MByte Speicher zwischen 600 und 700 DM kosten. (Manfred Bertuch). (cp)