Kommentar: Ist io.js das neue Node.js?

Nach einem Jahr des Stillstands kommt durch einen Fork endlich wieder Bewegung in die einst so rege Node.js-Community. Das hat Node.js bitter nötig, aber es besteht nun immerhin wieder Hoffnung.

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Von
  • Golo Roden

Nach einem Jahr des Stillstands kommt durch einen Fork endlich wieder Bewegung in die einst so rege Node.js-Community. Das hat Node.js bitter nötig, aber es besteht nun immerhin wieder Hoffnung.

Nun ist es also soweit: Mit io.js gibt es einen offenen Fork von Node.js. Überraschend ist dieser Schritt nicht. Joyent, das Unternehmen hinter Node.js, hat es in den vergangenen Monaten ausgezeichnet verstanden, die Community zu ignorieren und zu vergraulen.

Doch die Schuld liegt nicht allein bei Joyent. Auch TJ Fontaine, dem seit Januar 2014 die Projektleitung von Node.js obliegt, hat seinen Teil zu der Misere beigetragen: Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Ankündigung, dass das Release der Version 0.12 unmittelbar bevorstehe. Tatsächlich ist das Release, knapp ein Jahr später, immer noch nicht verfügbar.

Weder Joyent noch Fontaine haben es in der Vergangenheit für nötig befunden, sich zu den Gründen für die Verzögerung oder einem neuen möglichen Erscheinungstermin zu äußern. Stattdessen wurde mit viel Tamtam eine Joyent-eigene Roadshow auf die Füße gestellt, die primär als Werbeplattform in eigener Sache wahrgenommen wurde.

Die Differenzen zwischen Joyent und einigen Kernentwicklern, allen voran Ben Noordhuis, haben Node.js ebenfalls mehr geschadet als genutzt. Die überzogene Reaktion von Joyent führte dazu, dass sich Noordhuis als Kernentwickler zurückgezogen hat. Über den Anlass lässt sich sicherlich streiten, der Ton von Joyent war jedoch unangemessen und höchst unprofessionell:

"While we would fire Ben over this, [...]. Indeed, one of the challenges [...] is dealing with assholes [...]."

Joyent hat versucht, der selbstgeschaffenen Probleme Herr zu werden, indem ein Advisory Board ins Leben gerufen wurde. Das Vorgehen hat den Eindruck verstärkt, dass sich Joyent nicht länger um die Community schere, sondern die Kontrolle und Entscheidungsgewalt über Node.js einer kleinen Gruppe übergibt, die vor allem von Mitarbeitern großer Unternehmen wie Walmart, Yahoo, IBM, Microsoft, Netflix, PayPal und Joyent selbst besetzt wurde.

Laut der Webseite des neuen Projekts ist das primäre Ziel, nicht nur eine zu Node.js und npm (Node Package Manager) kompatible Plattform zu entwickeln, sondern das ganz bewusst unter einem Open-Governance-Ansatz durchzuführen. Die erste Version von io.js soll bereits am 13. Januar 2015 erscheinen.

Kurz nach der Ankündigung von io.js veröffentlichte Joyent einen Blogeintrag, offiziell als Update zum Thema "Advisory Board" gekennzeichnet. Doch die eigentliche Neuigkeit war, dass der Blogeintrag das sehr zeitnahe Release von Node.js 0.12 in Aussicht stellte:

"Finally, we are very close to releasing v0.12, there's only one major patch we're waiting to land. Once that's done we'll be releasing v0.11.15 as a release candidate. Assuming no severe issues are filed against v0.11.15 we will be going live with v0.12 about two weeks after the v0.11.15 release."

Ob ein Zusammenhang zwischen der Ankündigung von io.js, dem Weggang von Kernentwicklern und dem neuen Blogeintrag von Joyent besteht, ist offen. Fakt ist aber, dass nach einem Jahr des Stillstands endlich wieder Bewegung in die einst so rege Community kommt. Das hat Node.js bitter nötig, aber es besteht nun immerhin wieder Hoffnung – mit oder ohne Joyent.

tl;dr: io.js ist ein Fork von Node.js mit dem Ziel einer kompatiblen Plattform, allerdings unter offener Verwaltung. Viele Kernentwickler von Node.js engagieren sich nun für io.js. Welche Auswirkungen io.js auf Node.js haben wird, bleibt abzuwarten. ()