60 wertvolle Oldtimer entdeckt: Der Scheunenfund des Jahrzehnts?

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Immer mehr Geld will angelegt sein, große Auktionshäuser machen daher zunehmend Geschäft mit historischen Autos, in jüngster Zeit sogar mit unrestaurierten Exemplaren. Da lohnt es sich, Experten auf die Suche nach neuen Oldtimern zu schicken. Die des Hauses Artcurial hatten neulich Erfolg

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Paris, 9. Dezember 2014 – Roger Baillon war einer dieser typischen Selfmademen, die nach dem Krieg das Beste aus der schrecklichen Situation machten und mit Eigeninitiative und Phantasie reich wurden. Und er war ein echter Car Guy: Irgendwie hat er bei den amerikanischen Besatzungssoldaten eine Quelle für deutsche Wehrmachts-Lastwagen aufgetan und baute darauf ein Geschäft für Spezialtransporter auf. Schon 1947 war er so reich, dass er ein eigenes Luxusauto "Oiseau Bleu" vorstellte und in der Folge eine Fahrzeugsammlung für ein eigenes Museum aufzubauen begann. 1977 musste er sein Geschäft in Niort im Westen Frankreichs aufgeben und rund 50 Wagen seiner Collection verkaufen. Bisher dachte man wohl, das seien alle gewesen – bis kürzlich Mitarbeiter des Auktionshauses Artcurial eine echte Entdeckung machten.

Keine alten Ex-Und-Hopp-Gebrauchskleinwagen

Große Auktionshäuser wie Artcurial machen zunehmend Geschäft mit historischen Autos, in jüngster Zeit sogar mit unrestaurierten Exemplaren, weil offenbar immer mehr Geld angelegt sein will. Da lohnt es sich, Experten auf die Suche nach neuen Oldtimern zu schicken. Die des Hauses Artcurial hatten neulich Erfolg: Unter uralten Wellblechschuppen, die sich zum Teil bereits bedenklich biegen, teils in soliden Garagen, aber begraben unter alten Autozeitschriften fanden sie 60 Traumwagen – der Rest der Baillonschen Sammlung. Überzogen mit viel Patina, nicht frei von Rost, aber immerhin fast trocken gelagert. Nicht irgendwelche alten Ex-Und-Hopp-Gebrauchskleinwagen wie VW Käfer oder Renault 4, sondern Kostbarkeiten von Bugatti, Talbot-Lago über Delahaye bis Ferrari. Viele der Fahrzeuge wurden überdies von Karosseriebauern wie Chapron oder Saoutchik eingekleidet. Eines davon ist ein Talbot-Lago T26 Cabriolet, welches für den früheren ägyptischen König Faruk gebaut wurde. Einige Autos sind sogar echte Veteranen, stammen also aus der Ära bis 1918.

Gewissermaßen der Scheunen-Star ist einer von nur 37 gebauten Ferrari 250 GT SWB California Spider. Das Exemplar aus dem Jahr 1961 mit Scheinwerferabdeckungen gehörte einst dem bekannten Schauspieler Alain Delon. Unter Markenexperten galt der Wagen mit der Chassisnummer 2935 als für immer verloren. Zu den weiteren Hinguckern zählt ein Maserati A6G Gran Sport Frua von 1956.

Wie geht es nun mit den Fundstücken weiter? Sie werden vorsichtig zu einem Lagerhaus gebracht und einzeln im Studio fotografiert. Auf der Oldtimermesse Rétromobile in Paris kommt es dann am 6. Februar 2015 zur großen Versteigerung: Für den Delon-Ferrari wird mit 9,5 bis zwölf Millionen Euro gerechnet, der Maserati ist zwischen 800.000 und 1,2 Millionen Euro angesiedelt. Andere Fahrzeuge sollen aber schon bei 500 Euro starten. Was die künftigen Besitzer dann mit ihrem Wagen anstellen, ist offen. Lamoure und Novikoff würden sich wünschen, dass einige Autos restauriert werden, andere im Originalzustand bleiben, um die einzigartige Geschichte zu bewahren. (imp)