Wie Industrie 4.0 die Arbeit verändert

Das Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO hat im Auftrag der Ingenics AG die Auswirkungen von Automatisierung und Digitalisierung auf industrielle Produktionsabläufe untersucht.

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Wie Industrie 4.0 die Arbeit verändert
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Von
  • Barbara Lange

Eine allseits vernetzte und sich selbst organisierende Produktion wird die Arbeitsprozesse stark verändern, wie das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in einer von Ingenics beauftragten Untersuchung festgestellt hat. Noch haben laut Studie "Industrie 4.0 – Eine Revolution der Arbeitsgestaltung. Wie Automatisierung und Digitalisierung unsere Produktion verändern werden" zwar erst sechs Prozent der Unternehmen konkrete Aspekte einer Industrie 4.0 realisiert, eine entsprechende Strategie besitzen nur 29 Prozent. Aber mehr als die Hälfte arbeitet zurzeit an den Voraussetzungen dafür.

Eine menschenleere Fabrik soll nicht am Ende der Entwicklung stehen, so die Einschätzung. Aber in der Industrie 4.0 werden beispielsweise viel weniger manuelle Tätigkeiten und Routineaufgaben anfallen. Das erwarten 51 Prozent der befragten 518 Verantwortlichen des verarbeitenden Gewerbes. Die Hälfte von ihnen kommt aus der Automobilindustrie und dem Maschinen- und Anlagenbau.

Zunehmen soll der Anteil von indirekten Mitarbeitern in planenden und steuernden Tätigkeiten (54 Prozent). Um ihre Mitarbeiter für die weitreichenden Veränderungen vorzubereiten, sollten Unternehmen bereits heute die notwendigen Qualifikationen konzipieren. Gefragt ist beispielsweise die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen (86 %), ein stärkeres interdisziplinäres Denken und Handeln (77 %) sowie eine höhere IT-Kompetenz (76 %).

Für den Umstieg auf Industrie 4.0 spielen nicht nur technische Fakten eine Rolle.

(Bild: Ingenics AG, Fraunhofer IAO 2014 )

In Unternehmen, die das Know-how zur Industrie 4.0 noch erarbeiten müssen, fehlt es weniger an der Technik, als vielmehr an der Fähigkeit, ihre eigene Organisation zu verändern. Außerdem sollten sie berücksichtigen, dass für eine erfolgreiche Umsetzung von Industrie 4.0 noch weitere Faktoren wichtig sind, zum Beispiel eine Arbeitnehmervertretung und der Schutz mitarbeiterbezogener Daten. 50 Prozent der Befragten erwarten, dass die betriebliche Mitbestimmung schwieriger zu gestalten sein wird.

Ambivalent schätzen die Studienautoren die Gefährdung von Arbeitsplätzen durch Industrie 4.0 ein: Zum einen werden in den Fabriken einer entwickelten Industrie 4.0 weniger Mitarbeiter benötigt. Zum anderen könne aber ein Verzicht auf die vernetzte Produktion noch viel mehr Arbeitsplätze kosten, wenn die internationalen Wettbewerber sie umsetzen. (avr)