NASA-Budget vom US-Parlament aufgebessert

Das US-Parlament gibt der NASA mehr Geld, als die Regierung verlangt hat. Planetenforschung, SLS und Orion sind die großen Gewinner.

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Space Launch System

Mit 70% Wahrscheinlichkeit soll das Space Launch System im November 2018 für den ersten Flug bereit sein. Die Illustration zeigt jenen Moment, in dem sich die Seitenbooster von der SLS-Rakete absprengen werden.

(Bild: NASA/MSFC)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die NASA hat vom US-Parlament 18,01 Milliarden US-Dollar als Budget für das seit Oktober laufende Finanzjahr 2015 erhalten. Das sind 549 Millionen Dollar mehr als die Regierung beantragt hatte (PDF), und 350 Millionen mehr als im Vorjahr. Die Patriotismus-Offensive der NASA hat sich also ausgezahlt. Abgesehen vom laufenden Jahrzehnt ist es inflationsbereinigt allerdings das kleinste NASA-Jahresbudget seit 1987.

Wie erstaunlich viele andere US-Präsidenten auch, ist Barack Obama Linkshänder.

(Bild: Public Domain (US Government))

Das über 1.600 Seiten dicke Budgetgesetz wurde am Dienstag (Ortszeit) von US-Präsident Barack Obama unterzeichnet. Da auch andere Behörden, darunter die Ministerien für Verteidigung, Energie und Verkehr, Geld für Weltraumprojekte haben, liegt das gesamte Weltraumbudget der USA um die 40 Milliarden US-Dollar. Das dürfte mehr sein, als der Rest der Welt zusammen ausgibt.

Dass das Parlament am Budgetplan der US-Regierung schraubt, ist in den USA üblich. Die Abgeordneten gießen aber nicht Geld über gesamte Behörden, sondern geben für bestimmte Programme mehr Geld, für andere weniger. Zu den Gewinnern bei der NASA zählen der Mannschaftsraumtransporter Orion (plus 140 Millionen auf 1,194 Milliarden Dollar) und die Schwerlastrakete Space Launch System (SLS). Dieses Projekt erhält mit 1,7 Milliarden Dollar knapp 320 Millionen mehr. Dazu kommen noch antragsgemäße 351 Millionen für die SLS-Bodensysteme.

Die Planetenforschung (Planetary Science) hat nun fast 1,438 Milliarden Dollar zur Verfügung. Das liegt fast 160 Millionen über dem Antrag. Das dritte Jahr in Folge wollte die Regierung dieses Budget kürzen, und zum dritten Mal in Folge hat sich das Parlament anders entschieden. Insbesondere die Planung einer Mission zum Jupitermond Europa hat unter den Abgeordneten ihre Fans: Statt 15 Millionen gibt es dafür 100 Millionen.

Das in Deutschland gebaute Stratospheric Observatory for Infrared Astronomy ist ein gemeinsames Projekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit der NASA.

(Bild: Public Domain (NASA))

Die Astrophysik bekommt statt 607 Millionen Dollar 685 Millionen. Der Großteil des Zuwachses entfällt auf das fliegende Stratospheric Observatory for Infrared Astronomy (SOFIA), welches die Regierung praktisch stilllegen wollte.

Der Bereich Luftfahrt wurde von 551 auf 651 Millionen Dollar aufgestockt. Und während das Weiße Haus die Bildungsprogramme der NASA deutlich von 116 auf 89 Millionen Dollar zurückfahren wollte, gibt das Parlament sogar ein klein wenig mehr (119 Millionen).

Das berühmte Projekt zur Auslagerung der Astronautenflüge an kommerzielle Raumfahrtunternehmen ist im Parlament eher weniger beliebt. Statt den erwünschten 848 Millionen Dollar wurden dafür nur 805 Millionen genehmigt. Und das ist schon fast ein Erfolg: Seit 2011 wurde dieses Commercial Crew Program jedes Jahr deutlich zusammengekürzt. Die Reduktionen lagen von 125 Millionen bis über 450 Millionen. Diesmal hat das Parlament nicht einmal 50 Millionen abgezogen.

Stark gekürzt wurde bei der Entwicklung neuer Technologie. Statt 705 Millionen Dollar wurden für Space Technology lediglich 596 Millionen zugeteilt. Eine Erklärung fehlt in den Budget-Erläuterungen ebenso, wie Anweisungen, in welchen Bereichen gespart werden soll.

Auch wenn 18 Milliarden Dollar viel Geld sind, lagen die Ziele noch vor wenigen Jahren deutlich höher. Als Obama 2010 das Constellation-Programm einstampfte, forderte er gleichzeitig mehr Geld für die NASA. 2011 wären es 19 Milliarden gewesen, was bis zum laufenden Finanzjahr 2015 auf 21 Milliarden hätte steigen sollte. Makulatur

Insgesamt liegt das offizielle Bundesbudget 2015 der Vereinigten Staaten knapp über einer Billion Dollar, davon 521 Milliarden für das Militär. Dieser Anteil soll nach Wunsch der Republikaner weiter steigen und in zehn Jahren 60 Prozent erreicht haben. Obama möchte es es bis dahin auf 51 Prozent herunterstreicheln.

Dieses Foto des US-Grenzwalls nahe El Paso, Texas, erschien 2007 auf der Website des republikanischen Repräsentanten Phil Gingrey.

(Bild: Public Domain (US-Parlament))

Das Ministerium für Heimatsicherheit ist diesmal nur bis Februar ausfinanziert. Das hat einen politischen Grund: Im neuen Jahr haben republikanische Abgeordnete nicht nur im Unterhaus, sondern auch im Senat die Mehrheit. Dann wollen sie der Heimatsicherheit ein neues Budget verpassen, um der neuen Einwanderungspolitik Obamas die finanzielle Grundlage zu entziehen.

Betrachtet man alle Wissenschaftsbereiche gemeinsam, wurden die US-Bundesausgaben für Forschung und Entwicklung um 1,7 Prozent erhöht. Das ist ein Inflationsausgleich. Die Grundlagenforschung erhält nicht einmal das. Sie muss laut Scientific American mit 0,3 Prozent weniger auskommen. Und während etwa beim Umweltschutz gespart wird, macht das Parlament für den Kampf gegen Ebola 5,4 Milliarden Dollar für Forschung und Nothilfe locker.

(ds)