Hacker und Terror-Drohungen: Aufregung um Filmsatire "The Interview"

Eine Satire des US-Komikers Seth Rogen sorgt derzeit für Aufregung – und könnte für Sony zum Riesen-Debakel werden. Im Film "The Interview" geht es um ein Attentat auf Nordkoreas Diktator Kim Jong Un.

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Hacker und Terror-Drohungen: Aufregung um Filmsatire "The Interview"

(Bild: theinterview-movie.net)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Aliki Nassoufis
  • dpa

Es ist ein brisantes Thema, das da in dem Kinofilm "The Interview" im Mittelpunkt steht: Zwei Journalisten – gespielt von den Hollywoodstars James Franco und Seth Rogen – sollen den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un umbringen. Allein dieser Inhalt sorgte schon vorab für Wirbel, doch nun wird die Aufregung enorm.

Wegen Terrordrohungen wurde die Premiere des Films in New York am Donnerstag abgesagt. Doch nicht nur das: Das Filmstudio Sony Pictures hat den für den 25. Dezember geplanten US-Kinostart ganz abgesagt. Das dürfte für Sony einen großen finanziellen Verlust bedeuten – schon jetzt wirft der Fall mit seinen Gerüchten und Ungereimtheiten zahlreiche Rätsel auf.

In dem Film geht es um Dave (Franco), Moderator der Fernsehshow "Skylark Tonight", in der vor allem Prominente wie Eminem ihre Geheimnisse enthüllen. Dann gelingt es Aaron (Rogen) – Daves bestem Freund und Produzent der Sendung – ein Interview mit Kim Jong Un zu vereinbaren, "dem mysteriösen und rücksichtslosen Diktator des nuklearbewaffneten Nordkorea", wie es in der offiziellen Inhaltsangabe heißt. Da hat der US-Geheimdienst CIA eine Idee: Warum bringen die Journalisten den Diktator bei der Gelegenheit nicht um?

Der Film-Diktator heißt nicht nur Kim Jong Un, er sieht auch so aus. Außerdem unterdrückt er sein hungerndes Volk und wirft Gegner ins Zwangslager. Allerdings ist "The Interview" eindeutig eine überdrehte und zugespitzte Satire, die immer wieder ins Klamaukige gleitet. Selbst Dave und Aaron kommen dabei nicht wirklich gut weg – bei ihrem geplanten Attentat läuft zunächst einiges schief.

Im November legte ein Hackerangriff das firmeninterne Netzwerk von Sony Pictures in weiten Teilen lahm. Es war nach Experteneinschätzung das erste Mal, dass es Hackern gelang, die Datenbestände einer Firma so flächendeckend zu plündern. Die Angreifer kopierten interne Daten und Dokumente, die sie später zum Teil ins Netz stellten. Darunter waren auch Emails, Gehaltsangaben von Mitarbeitern und persönliche Informationen von Filmstars. Außerdem gelangten Kopien mehrerer Kinofilme ins Internet.

Sony Pictures äußert sich fast gar nicht zu den Vorfällen. Stattdessen kursieren zahlreiche Gerüchte. Die Verantwortung für die Hackerattacke übernahm zwar die bisher nicht bekannte Gruppe "Guardians of Peace", doch schon früh war über Verbindungen zu Nordkorea spekuliert worden. Die New York Times berichtet nun unter Berufung auf nicht namentlich genannte Regierungsvertreter, Washington mache Nordkorea für den Datendiebstahl verantwortlich. Das ostasiatische Land weist dies zurück. Unklar ist ebenso, wer hinter den Terrordrohungen steckt, die unter anderem Kinobetreiber erhalten haben sollen. US-Präsident Barack Obama deutete an, die Drohungen seien unglaubwürdig.

Das stalinistische Regime in Nordkorea soll wenig erfreut sein über den Film. Staatliche Medien hatten berichtet, der Film schädige die Würde des Machthabers. "Falls die US-Behörden die Vorführung des Films dulden und fördern, werden sie damit zu einer strikten und gnadenlosen Gegenmaßnahme einladen", hatte es bereits im Juni in einer Erklärung des nordkoreanischen Außenministeriums geheißen. Wie die Maßnahme aussehen könnte, wurde nicht gesagt. Das Ministerium bezeichnete die Verbreitung eines solchen Films als terroristische Aktion. (anw)