Big-Brother-Projekt mit Asylbewerbern

Der Regisseur Christoph Schlingensief lädt das Internet-Publikum dazu ein, über die Abschiebung von Asylbewerbern zu entscheiden.

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Von
  • Arne Mertins

Mit einem Internet-Projekt, das darauf ausgerichtet ist, die Ausländerpolitik der FPÖ in Österreich polemisch auf die Spitze zu treiben und damit zu kritisieren, lässt Schlingensief das Internetpublikum entscheiden, welche Asylbewerber demnächst abgeschoben werden. Dabei geht es nicht nur um die politische Situation in Österreich: "Dieses Österreich, das wir meinen, kann überall sein. In diesem Sinne. Tötet Europa! Bitte liebt Österreich!", heißt es auf der Website.

In einer an das Fernsehprogramm Big Brother angelehnten Situation wohnen diese Woche 12 Asylbewerber in einem Container und werden rund um die Uhr von Kameras beobachtet, deren Signal als Livestream am Netz empfangen werden kann. Auf der Site mit dem provokativen Namen Ausländerraus.at ebenfalls zu finden sind Portraits und Lebensläufe der 12 "Kandidaten". Vom 11. bis 17.Juni kann das Publikum jeden Tag entscheiden, welche zwei Bewerber gehen müssen - nicht nur raus aus dem Container sondern auch tatsächlich raus aus Österreich.

Bei Schlingensief ist angeblich alles "echt", doch die Organisatoren versprechen, nach Möglichkeiten zu suchen, wie die reale Abschiebung umgangen werden kann. Dem Sieger winkt ein Cash-Preis von 35.000 Schillingen (ca. 5000 DM) und die Wahl zwischen einem Gratisflug in die Heimat oder der Heirat mit einem/er EU-Bürger/in via Online-Heiratsvermittlung. Das Interesse an der Aktion ist jedenfalls so groß, dass der Server für das Live-Streaming bereits in die Knie gezwungen wurde.

Mehr in Telepolis: Tötet Europa! Bitte liebt Österreich! (ame)