Das Geschichte vom guten Computerprogramm, Teil 2
Nach der längeren Exposition im ersten Teil nun zur eigentlichen Geschichte vom guten Computerprogramm, das ein krasses Gegenteil dessen war, was sich die Formalisierer der Softwareentwicklung vorstellen konnten und trotzdem zu einem sehr erfolgreichen Projekte wurde.
- Hans Meyer
Nach der längeren Exposition im ersten Teil nun zur eigentlichen Geschichte vom guten Computerprogramm, das ein krasses Gegenteil dessen war, was sich die Formalisierer der Softwareentwicklung vorstellen konnten und trotzdem zu einem sehr erfolgreichen Projekte wurde.
Im ersten Artikel wurde viel über die Technikverliebtheit der Menschen gelästert, die Computer programmieren. Jetzt ist es an der Zeit, mal etwas Konkretes anzusprechen.
Die Geschichte vom guten Computerprogramm
- Teil 1: Exposition
- Teil 2: Die Geschichte
- Teil 3: Die Moral
Es war einmal Anfang der 80er-Jahre. Da gab es eine Firma, die IT-Services für ihre Kunden anbot. Das tat diese Firma schon längere Zeit. Nennen wir die Firma ABCD, und ihre Kunden waren Steuerberater. Sie hatte mächtige Mainframes im Einsatz. Kunden mussten nur ihre Daten zu ABCD schicken und bekamen dann die kompletten Auswertungen in Papierform zurück. Ein großer Kundenkreis von vielen Tausend Kunden sorgte für einen attraktiven Preis, und ABCD verschickte täglich mehr als zehn Tonnen Papier.
Der Autor
Hans Meyer arbeitete von 1974 bis 2012 in der EDV. Von 1974 bis 1988 war er Angestellter bei verschiedenen deutschen Unternehmen im Bereich Programmierung, DV-Organisation und Schulung. Von Ende der 80er bis Ende 2007 arbeitete er als selbstständiger Entwickler, Berater sowie Change- und Incident Manager bei deutschen Unternehmen der Telekommunikation. Von Anfang 2008 bis Ende 2012 war er Entwickler für Robotiksysteme für Pharmazie-Unternehmen in der Schweiz. Er ist jetzt Rentner und bildet als Dozent Fachinformatiker aus.
Das Glück wurde nur dadurch getrübt, dass nach der Eingabe der Daten bis zum Erhalt der Ergebnisse Tage vergingen. Bei Fehlern war das Ganze dann zu wiederholen. Sehr ärgerlich. Noch ärgerlicher waren die Preise für die Systeme, die zum Erzeugen der Daten benutzt wurden. Das waren schreibtischgroße Systeme, die eine Datasette erstellten, die dann zur Firma ABCD geschickt wurden. Die Datasette war ein kompaktes Magnetband, ähnlich denen, die man in den 70er- und 80er-Jahren in den Ghettoblastern benutzte. Viel Unterstützung oder Stabilität gab es bei den Systemen nicht. Dafür kosteten sie aber mehrere zehntausend Mark.
Es gab aber bereits kleinere Systeme, mit denen man computermäßig arbeiten konnte. Da waren unter anderen der Commodore PET mit eingebauter Datasette oder der TRS80 von Tandy, der den guten Z80-Prozessor an Bord hatte. Und es kündigten sich 16-Bit-Mikroprozessorsysteme an.
Willkommen, der Protagonist!
Ein Mitarbeiter von ABCD, der um diese Zeit in der Firma seine Arbeit begann und vorher etliche Systeme der Mittleren Datentechnik (MDT) programmiert hatte, kam zu dem Team, das die Möglichkeiten der schönen neuen Systeme analysieren sollte. Das Team kam zum Ergebnis, dass die 8-Bit-Systeme zu klein und langsam für den kommerziellen Einsatz waren.
Es wäre besser, auf die angekündigten 16-Bit-Systeme zu warten. Die kamen dann auch prompt. Das war das (fast) 16-Bit-System von IBM samt 8088-Prozessor mit 4,7 MHz und das M24-System von Olivetti mit dem 8-MHz-Prozessor 8086, einem richtigen 16-Bit-Prozessor. Die Wahl fiel auf das Olivetti-System.
Der eben genannte Mitarbeiter war einer von denen, die die ersten Systeme bekamen und auf ihnen herumtesteten. Das System hatte das Betriebssystem MS-DOS mit einer 2er-Versionsnummer. Es hatte unglaubliche 256 Kilobyte Hauptspeicher und zwei sagenhafte Diskettenlaufwerke mit je 300 Kilobyte Speicherkapazität. Das System kostete etwa 5000 Mark und war den wesentlich teureren Systemen der Mittleren Datentechnik haushoch überlegen. Und es hatte einen Bildschirm mit 80 Spalten und 25 Zeilen. Damit ließen sich doch tatsächlich 2000 Zeichen gleichzeitig anzeigen.
Das System öffnete Tore, die vorher als nicht zu öffnen galten. Der Mitarbeiter war beeindruckt und dachte über die Möglichkeiten nach, die er jetzt nutzen konnte. Man kann sich heute kaum mehr vorstellen, dass die zeilenweise Darstellung von MS-DOS irgendjemanden zum Träumen brachte.