Sony Pictures verlangt Zensur bei Twitter

Sony Pictures verschickt weiter Zensuraufforderungen. Nordkorea will die Hacker nicht kennen, freut sich aber über die Unterstützung im Kampf gegen den "Sündenpfuhl der Ungerechtigkeit".

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Screenshot eines E-Mails

Laut diesem Screenshot hat Schauspieler Kevin Hart zwei Millionen Dollar für Schleichwerbung für zwei Kinofilme bekommen haben. Sony Pictures ist so etwas unangenehm, weshalb Twitter löschen soll.

(Bild: Guardians of Peace/Sony Pictures)

Lesezeit: 3 Min.

Das gehackte Filmstudio Sony Pictures spielt weiter Rumpelstilzchen. Nach bösen Briefen an US-Medien hat es nun auch Twitter aufgefordert, zur Zensurschere zu greifen. In dem von Motherboard veröffentlichten Brief wird der Twitteraccount @BikiniRobotArmy namentlich erwähnt. Er ist nach einer New Yorker Musikgruppe benannt. Inhaber des Accounts ist Bandgründer Val Broeksmit. Er zeigt in seinem Twitter-Feed Screenshots einzelner Sony-E-Mails. Sie stammen aus jenem Datenbestand, der von den Sony-Hackern veröffentlicht wurde.

1976 legte die DDR-Post diese Briefmarkenserie über das Rumpelstilzchen auf.

(Bild: DDR-Post via Wikimedia)

Sony Pictures verlangt, dass Broeksmits Twitter-Konto gesperrt wird. Außerdem soll Twitter alle einschlägigen Daten löschen. Gleiches wird für alle anderen Twitter-Konten, über die aus den öffentlich gewordenen Sony-Daten zitiert wird, gefordert. Twitter ist den harschen Anordnungen bislang nicht nachgekommen.

Broeksmit ist von dem unhöflichen Ansinnen des Sony-Advokaten überrascht. "Ich habe geglaubt, das Zeug ist alles öffentlich", sagte er zu re/code, "Ich habe geglaubt, das ist jetzt öffentlich, weil es so einfach zu bekommen war. Ich weiß nicht, wo die Grenze ist, wo Dinge öffentlich werden." Er habe einzelne Stücke gepostet, die er für "unterhaltsam oder interessant" befunden habe.

Dazu gehört ein E-Mail, wonach der Schauspieler Kevin Hart zwei Millionen Dollar für ein paar Tweets bekommen hat. Für diese Summe bejubelte er zwei Filme. Damit die fürstlich bezahlten Tweets nicht untergehen, wurde Hart angehalten, insgesamt weniger zu tweeten. Sony Pictures wollte ihn später dafür gewinnen, auch Schleichwerbung für einen Film mit Denzel Washington zu machen.

Broeksmits Follower interessieren sich aber für eher schlichte Dinge, etwa wer in einer zukünftigen Comicverfilmung die Hauptrolle übernehmen werde. Der Musiker ist sich noch nicht sicher, ob er die Weiterverbreitung der nun öffentlichen Sony-Mails einstellen oder fortführen wird.

Der Hack bei Sony Pictures und die von US-Präsident Barack Obama angekündigte Vergeltung gegen Nordkorea sind auch für die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA ein wichtiges Thema. Am Sonntag (Ortszeit) wurde eine langatmige Brandrede gegen die Vereinigten Staaten von Amerika veröffentlicht. Am Montag folgten die Ankündigung des Niedergangs der USA sowie eine Versicherung der ewigen Feindschaft.

Sony Pictures wähnte schon vorher negative Schlagzeilen. Daher sollte "The Interview" unter der Marke Columbia Pictures erscheinen.

(Bild: Columbia Pictures)

"Die USA wurden von den stärksten Gegenmaßnahmen der Demokratischen Republik Korea (DPRK) hart getroffen", heißt es darin. Welcher Art diese Maßnahmen oder die erzielten Treffen waren, wird nicht verraten. Die "stärksten Gegenmaßnahmen" waren auch schon am Sonntag erwähnt worden.

"Wir wissen nicht wer oder wo (die Hackergruppe Guardians of Peace) ist, aber wir können sicher sagen, dass sie Unterstützer und Sympathisanten der DPRK sind", hieß es dort. FBI und Weißes Haus hatten Nordkorea beschuldigt, Urheber der Attacke auf das Filmstudio zu sein. Nordkorea bezeichnet diese Anschuldigen als "grundlos".

Der Text strotzt so von Hass gegen die USA, dass er zu Realsatire gerinnt. Er enthält aber auch konkrete Vorwürfe zu direktem Einfluss der US-Regierung auf den Film "The Interview". Die veröffentlichten Sony-Mails werden also in Nordkorea zumindest gelesen. (ds)