China beforscht massiv gentechnisch veränderte Pflanzen

Wie kein anderes Land fördert die chinesische Regierung die Forschung an genveränderten Lebensmittelpflanzen. Das Land will sich damit für die Zukunft absichern. Es könnte bald den Weltmarkt für transgene Pflanzen dominieren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 23 Kommentare lesen
China beforscht massiv gentechnisch veränderte Pflanzen

Ein Versuchsfeld mit genveränderten Sojapflanzen am Stadtrand von Peking (Zeichnung). Fanyun Lin, Leiterin des Felds, mit Caixia Gao, einer von Chinas führenden Forscherinnen auf dem Gebiet transgener Pflanzen.

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jens Lubbadeh

Obwohl genau wie in Europa auch die chinesische Bevölkerung genetisch modifizierten Organismen (GMO) zunehmend kritisch eingestellt ist, lässt die chinesische Regierung massiv an GMOs forschen. Wie Technology Review in seiner neuen Ausgabe berichtet (am Kiosk oder im Heise-Shop erhältlich), beforschen Tausende von Wissenschaftlern Tausende von Pflanzenlinien. Die Regierung will bis 2020 rund vier Milliarden Dollar für GMOs ausgeben.

Der Hauptgrund für das starke Interesse der Regierung an transgenen Lebensmittelpflanzen ist Versorgungssicherheit angesichts des drohenden Klimawandels. Der zunehmende Klimawandel stellt die Landwirte vor große Herausforderungen. Steigende Temperaturen und sinkende Niederschläge könnten Chinas Nettoerträge bei Reis, Weizen und Mais über die nächsten 35 Jahre um 13 Prozent senken, ergab eine Analyse von Wissenschaftlern des Zentrums für Klimaforschung an der Universität Peking.

Vor allem aber weiß die chinesische Führung, dass das Land künftig deutlich mehr Nahrung benötigen wird. Die Bevölkerung wächst ebenso wie der Wohlstand – und damit der Hunger auf Fleisch. Seit 2012 ist China der weltweit größte Lebensmittel-Importeur. Etwa fünf Prozent seiner Nahrung führt das Land derzeit ein.

Einfuhren seien „ein sehr bedeutendes Thema für die Ernährungssicherung“, sagt Huang Dafang, wissenschaftlicher Leiter des Biotech-Forschungsinstituts an der China Academy of Agricultural Sciences in Peking, das an einer Vielzahl landwirtschaftlicher Erbgutsequenzierungs- und Gen-Projekte beteiligt ist. „Die hochrangigen Beamten sind sehr besorgt. Wir sollten die neue Technologie nutzen. Wir müssen die grüne Gentechnik weiterentwickeln.“ Angesichts der Marktmacht Chinas wird sich die Zukunft der Technologie weder in Europa noch in den USA entscheiden – sondern in China.

Mehr zum Thema in Technology Review 01/15:

(jlu)