Wie Tesla die Reichweite seines Roadster steigert

Der Elektroauto-Pionier Tesla Motors will bald ein Upgrade anbieten, mit dem Fahrer seines Roadster deutlich weiter kommen als bisher. Dazu war nicht einmal ein technischer Durchbruch erforderlich.

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Von
  • Kevin Bullis

Der Elektroauto-Pionier Tesla Motors will bald ein Upgrade anbieten, mit dem Fahrer seines Roadster deutlich weiter kommen als bisher. Dazu war nicht einmal ein technischer Durchbruch erforderlich.

Der gut 100.000 Dollar teure Tesla Roadster wird seit 2011 nicht mehr produziert. Wer schon einen hat, kann aber ab diesem Frühjahr ein Upgrade kaufen, das die Reichweite ohne Nachladen auf rund 640 Kilometer steigert – eine Erhöhung um 50 Prozent. Mit dieser Reichweite kann das Elektroauto mit konventionellen mithalten, die mit einer Tankfüllung meist 500 bis 800 Kilometer schaffen. Noch allerdings hat Tesla nicht verraten, wie viel die Modernisierung kosten soll.

Ein Teil der Reichweitensteigerung beim Roadster wird von Reifen mit weniger Rollwiderstand kommen. Außerdem gibt es aerodynamische Verbesserungen an der Karosserie.

Der größte Fortschritt aber besteht in einer erhöhten Energiedichte des Akkupakets. Jedes davon enthält Tausende von zylindrischen Zellen, die AA-Batterien ähnlich sehen. Seit der Entwicklung des Roadster hat sich “die Zelltechnologie signifikant verbessert“, schreibt Tesla in einer Mitteilung zum Upgrade-Angebot. Dabei werden die ursprünglichen Zellen durch neue ersetzt, die 31 Prozent mehr Energie speichern.

Wie der Fortschritt bei der Energiedichte erreicht wurde, darüber macht Tesla keine detaillierten Angaben. Vermutlich stehen aber kleinere Verbesserungen an der bestehenden Akkutechnologie dahinter, keine grundlegenden Durchbrüche etwa bei Materialien, sagt Jeff Dahn, Professor für Physik und Chemie an der Dalhousie University. Er hat Zellen vom Tesla-Lieferanten Panasonic analysiert und ist dabei auf kleinere Änderungen gestoßen, die für eine 30-prozentige Steigerung ausreichen könnten. So verzichtet Panasonic jetzt auf einen Teil der Plastikmäntel, die viel Platz in den Zellen kosteten. Laut Dahn könnte das Akkupaket von Tesla auch etwas größere Zellen aufnehmen, die mehr Energie speichern.

Theoretisch ist es mittels Veränderungen an der Chemie oder dem Grundaufbau möglich, die Reichweite von Lithium-Ionen-Batterien mehr als zu verdoppeln. Der Grund dafür ist, dass Lithium als das aktive Material zur Energiespeicherung in den aktuellen Bauformen nur einen kleinen Teil der gesamten Batterie ausmacht. Mehr Platz wird für Unterbringung und Schutz des Lithiums sowie für die elektrischen Verbindungen benötigt. Möglicherweise ließe sich der Bedarf an solchen Hilfsmaterialien noch deutlich verringern.

Allerdings erwiesen sich Veränderungen bei den Materialien bislang als schwierig, denn bei erhöhter Energiedichte werden Batterien oft unsicherer, aufwendiger zu produzieren oder weniger haltbar. So musste das Start-up A123 Systems, das Hunderte Millionen Dollar Kapital von Privatinvestoren und vom Staat aufgenommen hatte, im Jahr 2012 Insolvenz anmelden. Gegründet worden war es 2001, in der Hoffnung, die Energiedichte mit Nanomaterialien um den Faktor 10 erhöhen zu können. Doch es gab Probleme bei der Herstellung dieser Materialien, und A123 stieg auf Alternativen mit deutlich geringerer Energiedichte um, die sich hauptsächlich durch Sicherheit und schnelles Laden auszeichnen.

Tesla-CEO Elon Musk hat wiederholt erklärt, dass das Potenzial von neuen Batterietechnologien übertrieben wird. Er setzt massiv darauf, dass sie nicht mehr Fortschritte bringen werden als inkrementelle Verbesserungen an bestehenden. In Reno im US-Bundesstaat Nevada baut sein Unternehmen die größte Fabrik für Lithium-Ionen-Akkus der Welt, und sie ist ganz auf die Produktion von konventionellen Typen ausgerichtet.

(sma)