Immer mehr Nutzer zahlen für Online-Journalismus

Der Branchenverband Bitkom macht gebeutelten Verlagen mit einer Umfrage Hoffnung: Jeder dritte Internetnutzer lässt sich inzwischen journalistische Arbeit etwas kosten.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jürgen Diercks

Im vergangenen Jahr hat jeder dritte Internetnutzer (34 Prozent) für redaktionelle Inhalte wie Nachrichten, Berichte oder Reportagen im Web Geld ausgegeben. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag des IT-Branchenverbands Bitkom unter 1019 Internetnutzern in Deutschland ergeben. Zum Vergleich: Im Vorjahr hat erst ein Viertel von ihnen für journalistische Angebote gezahlt. Im Schnitt geben sie pro Monat 15,10 Euro für entsprechende Inhalte aus, nach 13,60 Euro im Jahr zuvor. „Immer mehr Menschen lassen sich Online-Journalismus etwas kosten“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Voraussetzung dafür ist, dass die Inhalte benutzerfreundlich aufbereitet werden, nicht zu teuer und einfach abzurechnen sind.“

Laut Umfrage verfügen 22 Prozent der Befragten über ein Monatsabo, bei dem die digitale Nutzung eines Mediums pauschal abgerechnet wird. 20 Prozent haben für einzelne Beiträge oder Ausgaben bezahlt. Was Verlage freuen dürfte: Besonders intensiv nutzt die jüngeren Zielgruppe von 14 bis 29 Jahren journalistische Angebote (40 Prozent). In der Generation 65 und älter sind es dagegen nur 22 Prozent.

Möglicherweise Schluss mit der Umsonst-Mentalität: Vor allem jüngere Nutzer zahlen für journalistische Arbeit.

An erster Stelle der fünf beliebtesten Inhalte steht das Thema Politik. 45 Prozent der für redaktionelle Inhalte zahlenden Internetnutzer geben ihr Geld für entsprechende Berichte und Analysen aus. 37 Prozent zahlen für Wirtschaftsinformationen, 31 Prozent für exklusive Sportberichte und 20 Prozent für Informationen rund um das Thema Gesundheit, Ernährung und Fitness. 12 Prozent interessieren sich für überwiegend fachliche Themen. Ein gutes Viertel (27 Prozent) der Befragten gibt an, dass ihr Abo mehrere Themen abdeckt.

Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, für welche Formen der Berichterstattung die Zahlungsbereitschaft am höchsten ist. 46 Prozent der grundsätzlich zahlungsbereiten Internetnutzer würden vor allem für aufwändige journalistische Formate wie Reportagen, Hintergrundberichte und längere Interviews bezahlen. Ein Viertel (25 Prozent) wäre am ehesten bereit, für investigativ recherchierte Geschichten und Exklusivberichte Geld auszugeben und 12 Prozent für Fachinformationen. Dagegen würden nur 10 Prozent für Meinungsartikel oder Kommentare bezahlen und sogar nur 6 Prozent für aktuelle Nachrichten. „Die Nutzer verlangen auch im Internet nach hochwertigen und exklusiven Inhalten“, sagte Rohleder. „Im Web ist Qualitätsjournalismus gefragt.“ Die Zeitungs- und Magazinverlage stehen seit Jahren unter hohem Wettbewerbs- und Kostendruck, weil Printauflagen und Anzeigenerlöse sinken. Gleichzeitig müssen sie in Online-Angebote investieren, um eine auch für Werbekunden kritische Masse an Lesern zu erreichen.

Zurzeit wollen 60 Prozent der Internetnutzer nichts für journalistische Inhalte im Internet bezahlen. Davon geben zwei Drittel als Grund für ihre ablehnende Haltung an, dass ausreichend kostenlose Beiträge existierten. 37 Prozent meinen, dass die Qualität keine Bezahlung rechtfertige. 31 Prozent halten die Angebote für zu teuer und fast ein Viertel (23 Prozent) sagt, dass das Bezahlen im Internet zu kompliziert sei.

Die Angaben basieren auf einer repräsentativen Umfrage, die Bitkom Research in Zusammenarbeit mit Aris Umfrageforschung durchgeführt hat. Dabei wurden 1019 Internetnutzer ab 14 Jahren befragt. (jd)