iPhone und Co.: Optiker warnen vor "digitalem Sehstress"

Smartphones verlangen dem menschlichen Auge einges ab: Auf kleinen Displays Stadtpläne ansehen, Fahrpläne studieren oder Mails lesen – und das viele Male am Tag. Auf der Optikmesse in München werben Hersteller mit neuen Hilfen für gestresste Augen.

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iPhone 6

(Bild: dpa, Angelo Carconi)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa
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Das Smartphone ist für Millionen Menschen in Deutschland zum Alltagsbegleiter geworden. Wann fährt die nächste U-Bahn? Was gibt es zum Mittagessen beim Italiener? Wie wird das Wetter? 60 bis 80 Mal pro Tag blickt jeder Smartphone-Besitzer in Deutschland einer Studie zufolge täglich auf sein Display, um im Internet nach Informationen zu suchen oder E-Mails zu checken.

Für die Augen ist das alles andere als eine leichte Übung: Optiker und Brillenhersteller warnen vor digitalem Sehstress – und haben auch schon Abhilfe parat. Auf der Optikmesse opti in München zeigt die Branche seit Freitag, wie der Mensch seine gestressten Augen entlasten kann.

"Das menschliche Auge ist nicht für die digitale Welt gemacht", sagt Joachim Kuss vom Optikunternehmen Carl Zeiss. Die Augen müssten sich bei den häufigen Blickwechseln von nah auf fern enorm anstrengen – und das bleibe nicht ohne Folgen.

Bei der Entwicklung digitaler Trends erweist sich das Auge immer wieder als Spaßbremse: Mehr als 40 Millionen Menschen in Deutschland tragen einer Allensbach-Studie zufolge eine Brille – und die ist zum Beispiel auch bei 3D-Filmen ein echtes Hindernis. Der Platz hinter den Ohren ist schon von der Erstbrille besetzt und die darüber geschobene 3D-Brille rutscht mangels Halt langsam aber sicher die Nase herunter. Ohne Korrekturgläser aber wird die Leinwand zu einem "Farbenbrei".

Ein ähnliches Dilemma befürchtet der Zentralverband der Augenoptiker auch bei den Datenbrillen. Wie diese an die Bedürfnisse von Brillenträgern angepasst werden sollen, ist noch nicht ganz klar. "Das haben manche Hersteller noch nicht so sehr auf dem Plan", sagt ein Sprecher des Verbandes. Ohne Korrekturgläser seien die Brillen für Millionen Nutzer aber nicht attraktiv.

Um das Auge bei der Nutzung von Smartphones mit unterschiedlichen Schriftgrößen und Entfernungen zu unterstützen, reicht eine Standardbrille allerdings nicht aus. Weil Gleitsicht-Brillen für viele Menschen aber vom Image her gleich vor dem Rollator und dem künstlichen Hüftgelenk kommen, stellt Zeiss auf der Messe "Digitale Brillengläser" für mehrere Sehbereiche vor, die auch von jüngeren Nutzern akzeptiert werden sollen. Mit zunehmendem Alter führt für die meisten Menschen dann ohnehin kein Weg an der Sehhilfe vorbei: Im Alter von 60 plus haben der Allensbach-Studie zufolge 93 Prozent der Menschen in Deutschland eine Brille.

Ob sich die Zahl der Brillenträger durch die Nutzung von Smartphones und beleuchteten E-Book-Readern langfristig erhöhen wird, ist noch unklar: Langzeit-Studien über die gesundheitlichen Auswirkungen der Geräte gibt es nach Angaben des Optikerverbandes noch nicht.

Im großen Stil haben sich die Geräte allerdings auch erst in den vergangenen Jahren durchgesetzt: Innerhalb von fünf Jahren legte die Zahl der Smartphone-Nutzer in Deutschland nach Angaben des Statistikportals Statista von gut 6 Millionen auf mehr als 40 Millionen im Jahr 2014 zu. Seit Weihnachten dürften es vermutlich noch etliche mehr sein. (bsc)