Gewalttätig durch Computer-Spiele?
Computer-Spiele sind nicht die alleinigen Ursachen für gewalttätige Handlungen in der Realität, aber manche Spiele sind gefährlicher als andere.
Interessierte, meist konservative Kreise in den USA und der Bundesrepublik schreien schnell nach dem Staatsanwalt, wenn es um Computer-Spiele geht. Vor allem nach den Amokläufen jugendlicher Waffennarren in den USA schoben sich Politik, Waffenlobby und Medien gegenseitig die Verantwortung zu. In Deutschland führten einige Kommentatoren nach ähnlichen Fällen die Ursachen gleich auf die Begeisterung der Täter für Video- und Computer-Spiele zurück.
In Wirklichkeit ist die Sachlage allerdings nicht ganz so einfach, wie es die Zensoren gerne hätten, kommentiert ein Artikel über Computer-Spiele und Gewalt in der Ausgabe 4/2000 der c't. Zwar gibt es vier grundlegend unterschiedliche Ansätze in der Wissenschaft zum Problemfeld Aggressivität und Computer-Spiele -- einig sind sich aber fast alle Wissenschaftler, dass es keine monokausalen Ursachen für Gewalt gibt. Ein Computer-Spiel kommt als alleiniger Auslöser für gewalttätige Handlungen in der Realität nicht in Frage.
Die momentane Behandlung von Computer-Spielen durch offizielle Stellen in der Bundesrepublik berücksichtigt allerdings einen Faktor überhaupt nicht: Das Problem der Übergänge zwischen der virtuellen Welt von Computer-Spielen und der Realität. Gerade eher Comic-artige Umgebungen wie in Quake lassen einen Übersprung von virtueller zu realer Gewalt eher unwahrscheinlich erscheinen. Gefährlich können aber hyperrealistische First-Person-Shooter und Militärsimulationen sein. So sah sich Activision schon veranlasst, das Spiel Soldier of Fortune, in Zusammenarbeit mit dem gleichnamigen, ultrarechten US-Söldnermagazin entwickelt, in Deutschland gar nicht erst auf den Markt zu bringen.
Die Zusammenfassung der Diskussion über "Computer-Spiele und Gewalt" sowie eine Einschätzung der Problematik bringt c't in Ausgabe 4/2000 (seit dem 14. Februar im Handel). (jk)