Sun will Java liberalisieren

Sun will seine Kontrolle über Java lockern und anderen Firmen mehr Spielraum bei der Weiterentwicklung und Verwendung einräumen.

vorlesen Druckansicht 17 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Sun will seine Kontrolle über Java lockern. Ende April soll ein Konzept stehen, das anderen Firmen mehr Spielraum bei der Weiterentwicklung und Verwendung der Programmiersprache einräumt.

Der Software-Hersteller hat mehrere Firmen aufgefordert, bei der Überarbeitung seines Java Community Process (JCP) zu helfen. Sun hatte den JCP ins Leben gerufen, um zusammen mit Firmen und Privatleuten über die zukünftige Entwicklung der Programmiersprache zu entscheiden, da sich Java auf immer mehr Bereiche ausdehnt. Sun schlägt für JCP 2.0 vor, ein Exekutivkommittee einzusetzen, das die Kontrolle neuer Java-Spezifikationen über Sun hinaus ausdehnt. Auch die Bedingungen, die für eine Beteiligung an diesem Prozess erfüllt sein müssen, sollen gelockert werden

JCP 2.0 wird von Sun zusammen mit IBM, Compaq, Fujitsu, Hewlett-Packard, Novell, Computer Associates und weiteren Firmen definiert. Auch Oracle soll teilnehmen, teilte ein Firmensprecher des Datenbankherstellers mit. Die meisten Beteiligten stehen Suns neuer Linie positiv gegenüber. "Die Entwicklung von JCP in einen offenen, schnellen und Verkäufer-neutralen Prozess wird sich günstig auf die Java-Technologie-Gemeinschaften auswirken", sagte Linda Lawson, Generaldirektorin von HP's Anwendungsentwicklung.

Auch IBM findet sich unter den Teilnehmern an JCP 2.0 – unter einigem Vorbehalt, wie ein IBM-Sprecher bestätigte. IBM hält große Stücke auf Java und hat großes finanzielles Interesse an der Technologie, liegt jedoch mit Sun darüber im Clinch, wie die Programmiersprache letztendlich kontrolliert werden soll. Zudem ist sich IBM mit Sun uneinig über eine Java-Version für Back-End-Server. IBM gehen die Liberalisierungsbestrebungen Suns noch nicht weit genug. "Wir denken, dass der JCP-Prozess ein Schritt in die richtige Richtung ist, wenn er richtig realisiert wird, aber Suns Vorschlag berührt nicht die Haupt-Streitpunkte", bemängelt ein IBM-Sprecher. Damit sei speziell die Lizenz- und Markenpolitik gemeint. Sun versucht derweil, seine Partner zu besänftigen. Die Industrie wolle die Sicherheit, dass "Sun seine Rolle als Verwalter der Technologie unter einer unparteiischen Führung ausübe", sagte Suns Vize-Präsident George Paolini. Sun akzeptiere diese Verantwortung und arbeite jetzt daran, einen solchen Prozess auf den Weg zu bringen.

Das Tauziehen zwischen Java-Erfinder Sun und den vielen Software-Entwicklern, die Java als offenen Standard etablieren wollen, dauert schon einige Jahre. Ende letzten Jahres beendete die Software-Firma schlieĂźlich ihre BemĂĽhungen um eine ISO-Standardisierung, da sie nicht vollkommen auf ihre Lizenz- und Marketingrechte verzichten wollte. Die ECMA (frĂĽher European Computer Manufacturers Association) hat daraufhin beschlossen, einen eigenen Standard zu erarbeiten und bei der ISO vorzulegen. (atr)